Alles über Katzendiabetes - Tierärztliche Hilfe für Halter mit Diabeteskatze


Welches Futter ist für eine diabetische Katze geeignet?
Wie tauglich ist die Weender Analyse (Bestimmung des NfE) für unsere Zwecke?
Wie oft sollte ich füttern?
Wieviel darf ich füttern?
Wird Insulin vor oder nach dem Füttern verabreicht?
Was soll ich tun, wenn meine Katze ihr Futter verweigert?
Was ist bei der Futterumstellung Trocken- zu Nassfutter zu beachten?
Kann man diabetische Patienten mit Insulin "mästen"?

Wie unsere Kunden uns beurteilen lesen Sie hier.



Welches Futter ist für eine diabetische Katze geeignet?

Anders als Mensch oder Hund benötigt die Katze einen hohen Proteingehalt, dafür aber nur wenig Kohlenhydrate in Ihrem Futter. Unter natürlichen Bedingungen nimmt sie nur 1 bis 2% Kohlenhydrate auf. (Siehe: Klinische Diätetik für Kleintiere, Band 1)

Idealerweise sollte die Nahrung für Diabeteskatzen deshalb möglichst wenig Kohlenhydrate und viel Protein enthalten. Man spricht im amerikanischen Raum auch von einer "low-carb"-Diät (von "carbohydrate" = Kohlenhydrat).
Dies bestätigen auch Studien, die verschiedene Futtermittel beim diabetischen Patienten miteinander verglichen haben. Wenige Kohlenhydrate und viele Proteine senken den Insulinbedarf und erhöhen so die Wahrscheinlichkeit einer Remission des Diabetes. (Siehe hierzu z.B. auch: Comparison of a low carbohydrate-low fiber diet and a moderate carbohydrate-high fiber diet in the management of feline diabetes mellitus, Bennett N, Greco DS, Peterson ME, Kirk C, Mathes M, Fettman MJ., 2006 Oder: Feline diabetes mellitus: low carbohydrates versus high fiber?, Kirk CA., 2006)
Um den Kohlenhydratanteil verschiedener Futtersorten vergleichen zu können, muss der Flüssigkeitsgehalt der Nahrung herausgerechnet werden. Ein Nassfutter enthält deutlich mehr Flüssigkeit - ca. 80 %, als ein Trockenfutter mit ca. 10 %. Vergleichbar ist deshalb immer nur der Kohlenhydratgehalt in der Trockenmasse - sozusagen im ausgepressten Futter.

Leider enthalten Tiernahrungsverpackungen im Vergleich zu menschlichen Nahrungsmitteln nur wenig taugliche Analysedaten. Speziall der Kohlenhydratgehalt muss vom Hersteller nicht angegeben werden. Er kann aber mithilfe einer älteren Analysetechnik, der Weender Analyse, errechnet werden. Auch wenn diese für die Berechnung einer Diabeteskatzenration nicht sonderlich genau ist, steht bis dato keine bessere Analysemethode zur Verfügung. (Siehe auch: Wie tauglich ist die Weender Analyse (Bestimmung des NfE) für unsere Zwecke?)

Näherungsweise lässt sich der Kohlenhydratanteil mit Hilfe der Weender Analyse durch die Bestimmung des NfE-Wertes (Stickstofffreie Extraktstoffe) bestimmen. Die Inhaltsstoffe des NfE-Wertes bestehen im Wesentlichen aus Kohlenhydraten. Überprüfen Sie den Kohlenhydratgehalt Ihres Futters mühelos mit unserem

NfE-RECHNER (einfach anklicken - Rechner öffnet sich)


indem Sie die auf der Packung angegebenen Daten wie Rohfett, Rohasche, Rohprotein etc. eingeben.

Empfohlen werden Futtermittel mit weniger als 10 % NfE (Kohlenhydraten) in der Trockensubstanz. Denn je niedriger der NfE-Gehalt, desto weniger Insulin wird benötigt. Letzteres vereinfacht die Einstellung, macht sie besser kontrollierbar und beschleunigt eine mögliche Remission.

Gemieden werden sollten alle Produkte, die entweder Zucker (manchmal vom Hersteller auch als "Karamell" bezeichnet) oder Getreide enthalten. Denn Getreide oder Getreideprodukte enthalten viel Stärke, die chemisch zu den Kohlehydraten (Polysacchariden) gehört (http://www.chemienet.info/4-kh3.html). Auch Kartoffeln, Süßkartoffeln, Bananen und Nudeln enthalten viel Stärke und sind für diabetische Katzen als Futterbestandteile ungeeignet.

Nur der NfE IN DER TROCKENSUBSTANZ (i.d.T. oder i. TR.) ist aussagekräftig! Bitte verwechseln Sie diesen bitte nicht mit dem NfE des Futters insgesamt, OHNE Bezug zur Trockensubstanz, auch wenn dieser deutlich geringer ist und manchmal im Verkauf betont wird.
Ein geeignetes Diabeteskatzenfutter sollte einen NfE i. TR. unter 10 % haben.
Fast alle Futtermittel ohne Getreide, Zucker, Süßkartoffeln, Kartoffeln, Nudeln und Bananen liegen unter 10 % NfE i. TR.


Spezialfutter für Diabetiker:

Im Handel und beim Tierarzt sind Spezialprodukte für Diabeteskatzen von verschiedenen Herstellern erhältlich. Diese werden entsprechend beworben und gerne empfohlen. Leider beinhalten fast alle Getreide und sind damit sogar reicher an Kohlehydraten als viele "normale" Nassfutter ohne Zucker und Getreide aus dem Supermarkt oder Fachgeschäft. Da selbst gesunde Katzen kaum Kohlehydrate benötigen (Siehe Was unterscheidet den Stoffwechsel der Katze von dem anderer Spezies?), kann die Frage, warum ausgerechnet den Futtermitteln für diabetische(!) Katzen Getreideprodukte zugesetzt werden, aus medizinischer Sicht nicht beantwortet werden.

Im den nachfolgenden Fotos haben wir die NfE-Werte i.TR. einiger gängiger Diabetesfuttermittel ausgerechnet. (Stand Juni 2012 - Irrtum und Änderung der Zusammensetzung durch den Hersteller vorbehalten)


Trockenfutter:

Handelsübliche Trockenfutter haben einen Kohlenhydratanteil von bis zu 40 oder 60 %! Auch "Spezialprodukte" für diabetische Katzen oder "Light-Futter" zum Abnehmen haben einen höheren Anteil an Kohlenhydraten als "normale" getreide- und zuckerfreie Nassfutter - weshalb wir unseren diabetischen Patienten generell zur Nassfutterernährung raten.


Bei der Umstellung von Trockenfutter auf Nassfutter ist Vorsicht geboten. Die Insulindosis muss dem neuen Futter angepasst werden. (Siehe hierzu: Was ist bei der Futterumstellung Trocken- zu Nassfutter zu beachten?)

Futter mit einem NfE-Wert unter 10% wird auch von Prof. Dr. Cynthia Ward der Universität von Georgia (USA) empfohlen.
(Quelle: Broschüre "Diabetes-Fachkreis" von Boehringer, 21. November 2014, Seite 15, Folie 1.22.)
Spezialfuttermittel für Diabetiker erfüllen dieses Kriterium i. d. R. leider nicht.

Nassfutter:

Viele im Handel erhältliche "normale" Nassfutter sind für Diabeteskatzen hervorragend geeignet.

Die auf den Fotos abgebildete Auswahl ist nicht vollständig und stellt keine Wertung dar. Sie dient nur der Demonstration, wie vielfältig das Angebot für Diabetiker ist. Gönnen Sie Ihrer Katze ein wenig Abwechslung. Die meisten Katzen mögen, genau wie wir Menschen auch, nicht täglich die gleiche Futtersorte.

Hier einige zufällig ausgewählte Futtersorten und ihr NfE/i.TR-Gehalt. Auch preiswerte Futtersorten vom Discounter sind z. T. geeignet. Im Vergleich dazu einige Futtersorten mit hohem NfE-Gehalt (über 10 %) - meist durch Getreide und Zucker verursacht (Futterzusammensetzung Stand 2013).

Achten Sie beim Einkauf auf jedes einzelne Etikett. Bei vielen Marken findet sich keine einheitliche Zusammensetzung. So ist z. B. in der grünen Dose mit Kaninchen Zucker enthalten. In der roten mit Rind jedoch nicht. In der blauen mit Lamm findet sich dafür Reis. Die gelbe mit Geflügel ist dagegen wieder für Diabetiker geeignet. Auch ändern Hersteller immer wieder die Zusammensetzung, so dass neue Kontrollen immer wieder angebracht sind.

Für welches Futter Sie sich auch entscheiden, eine gewisse Toleranz sollte überall erlaubt sein. Schließlich sind Katzenkörper genauso wenig genormt wie Menschen. Wer jahrelange Fütterungsfehler nun in wenigen Wochen korrigieren will, tut der Katze selten einen Gefallen. Die Umstellung auf Nassfutter ist wichtig. Aus einer stark adipösen Katze wird jedoch kaum wieder ein idealgewichtiges Tier. Ein leichtes(!), nicht krankhaftes Übergewicht oder ab und an die überaus geliebte Nascherei mal zwischendurch (für Diabetiker natürlich ohne Zucker und Getreide) sollte auch weiterhin erlaubt bleiben.


Wie tauglich ist die Weender Analyse (Bestimmung des NfE) für unsere Zwecke?

Momentan steht für die Berechnung des Kohlenhydratanteils in tierischen Nahrungsmitteln nur die Weender Analyse zur Verfügung. Diese ältere Analysetechnik wurde ursprünglich entwickelt, um für Milch- und Mastrinder die optimale Futterzusammensetzung zu errechnen und verfolgt somit andere Ziele als die Futteroptimierung für eine diabetische Katze. Der Kohlenhydratgehalt wird dabei nicht direkt ermittelt, sondern kann nur mit Hilfe der anderen Analysedaten (wie Rohprotein, Rohfett, Rohfaser, Rohasche und Feuchtigkeit) anhand einer Formel näherungsweise als NfE (stickstofffreie Extraktstoffe) berechnet werden. Dazu kommt, dass der NfE immer in Bezug zur Trockenmasse (Trockensubstanz) eines Futters ermittelt werden muss. Denn der unterschiedliche Wassergehalt von Nass- und Trockenfutter macht den direkten Vergleich unmöglich.

Wie ungeeignet die Weender Analyse für unsere Zwecke tatsächlich ist, kann das folgende Beispiel verdeutlichen:
Eines Tages erhielten wir die Mail eines Futtermittelherstellers, der sich darüber beschwerte, dass wir den NfE-Wert seines Futters mit 22,4 % in der Trockensubstanz angaben, wogegen seine Berechnungen nur 11,82% ergaben.

Schnell stellte sich die Fehlerquelle heraus. Während auf der uns vorliegenden Dose folgenden Angaben standen:
Rohprotein 10,2
Rohfett 6,9
Rohasche 1,9
Rohfaser 0,4
Feuchtigkeit 75%

... gab der Hersteller auf der eigenen Homepage einen höheren Feuchtigkeitsgehalt von 78% an.

Berechnet man den NfE i.TR. mit 75% Feuchtigkeit, ergibt dies einen NfE-Wert von 22,4%. Nutzt man die gleichen Daten mit einem Feuchtigkeitsgehalt von 78%, verringert sich der NfE-Wert sofort um ca. die Hälfte auf nur 11,82%!

Auf Nachfrage erfuhren wir, dass der Hersteller seit einigen Monaten tatsächlich die Inhaltsangaben auf der Dose verändert hatte - wir also noch eine Dose mit der älteren Deklarierung vorliegen hatten.

Interessant daran war, dass der Hersteller diese Inhaltsangabe korrigieren durfte, ohne am Feuchtigkeitsgehalt der Dose etwas zu verändern. Lt. EU-Recht - "Zulässige Toleranzen für die Angabe der Zusammensetzung von Einzelfuttermitteln oder Mischfuttermitteln, VO-Nr. 767/2009; Anhang IV" - beträgt die zulässige Toleranz bei der Feuchtigkeitsangabe bis zu 8%!

Bestrebungen diese ungeeignete Weender Analyse durch genauere Methoden aus der menschlichen Nahrungsmittelproduktion zu ersetzten sind uns nicht bekannt.

Wir raten deshalb, vor allen Dingen auf die Zusammensetzung des Nassfutters zu achten und Zucker bzw. Getreide (Stärke) auf jeden Fall zu vermeiden.


Wie oft sollte ich füttern?

Egal welches Insulin Sie nutzen, füttern Sie Ihre Katze bitte mehrmals täglich. Katzen haben kleine Beutetiere und müssen also - ganz anders als z. B. der Hund - viele kleine Mahlzeiten am Tag aufnehmen können.

Wir raten nach Möglichkeit alle vier Stunden zu füttern. Auch nachts sollte die gleiche Futtermenge zu möglichst den gleichen Zeiten zur Verfügung stehen.

Man kann sich z. B. mit einem Futterautomaten helfen, der zur vorprogrammierten Zeit jeweils eine frische Futterschale öffnet. Futterautomaten mit mehreren separat zeitlich programmierbaren Schälchen sind hier besonders geeignet. So kann auch im Sommer die optimale Versorgung des Diabetikers mit Nassfutter in Abwesenheit des Tierhalters gewährleistet werden.

Allerdings sollte in den letzten zwei bis drei Stunden, vor der nächsten Insulininjektion, kein Futter mehr zugänglich sein. Die Wirkung des Insulins ist zu diesem Zeitpunkt bereits abgeflaut. Eine übermäßige Erhöhung des Pre-Wertes kann deshalb die Folge sein.


Wieviel darf ich füttern?

Die Menge des Futters wird durch seine Zusammensetzung und die bisherigen Gewohnheiten des Patienten bestimmt.

Normalgewichtige und untergewichtige Patienten dürfen generell so viel Futter aufnehmen, wie sie möchten - am besten in vielen kleinen Mahlzeiten pro Tag - und Nacht.

"Selbstbedienung" - hier wusste sich jemand zu helfen :-) Diabeteskatzen dürfen niemals hungern, denn Hunger fördert die Ketonkörperbildung.

Adipöse/übergewichtige Patienten sollten, eingedenk des Mehrverbrauchs eines uneingestellten Diabetikers, vorerst keiner Nahrungseinschränkung unterliegen. In der Regel erfolgt allein durch die Diabeteserkrankung eine Gewichtsreduktion. Erst nachdem sich der typische Heißhunger durch eine bessere Einstellung normalisiert hat, kann - sofern noch immer eine Gewichtsreduktion wünschenswert ist - das Futter vorsichtig rationiert werden. Denken Sie dabei bitte daran, auch das Insulin dementsprechend anzupassen/zu reduzieren.

Wenn Ihre Katze kein Nassfutter kennt oder akzeptiert, sollten Sie die Ernährung nicht plötzlich umstellen. Wählen Sie in diesem Falle bitte zunächst Trockenfutter mit niedrigem NfE-Gehalt, ehe Sie sie vorsichtig an die gewünschten Nassfuttersorten gewöhnen. Folgende Trockenfutter sind (bedingt) geeignet:
"Fee´s Favorite" - Huhn; NfE = 8,9 %
"Ziwi Peak Daily Cat Cuisine" - Wild/Fisch, Fisch, Lamm; NfE = 9,0 bis 9,1 %
"Wildcat Etosha"; NfE = 12,6
"Applaws" Hühnchen und Hühnchen/Lachs; NfE = 12 bis 14%
Da der Fettgehalt dieser Trockenfutter sehr hoch ist, stellen jedoch auch sie auch nur eine 2. Wahl im Vergleich zum besser geeignetem Nassfutter dar.

Bitte überprüfen Sie hier angegebenen NfE-Werte. Vom Hersteller werden immer wieder Zutaten geändert, so dass die Werte nicht dem aktuellen Stand widergeben müssen.

Bei erhöhten Blutzuckerwerten, können Kohlenhydrate (z. T. auch Fette) kaum verwertet werden. Der Patient wird allein durch die Diabeteserkrankung auf eine unfreiwillige Diät gesetzt. Katzen mit hohen Blutzuckerwerten benötigen deshalb auch viel mehr Futter als ihre gesunden Artgenossen. Richten Sie sich deshalb bitte nicht nach den Herstellerempfehlungen auf der Dose - diese sind nur für gesunde Katzen geeignet!
Tägliche Futteraufnahmen - je nach Größe des Patienten und Stand der Diabeteserkrankung - von bis zu 800 oder 1000 g oder mehr sind keine Seltenheit.

Wir betonen diesen Punkt aus eigenem, privatem Erleben. Schon mehrmals haben wir diabetische Katzen aus diversen Tierheimen übernommen, denen trotz Diabetes das Futter streng rationiert wurde. Nach einem oft stundenlangen Transport durch halb Deutschland kam kein verängstigtes Kätzchen aus dem Kennel geschlichen, sondern ein total ausgehungerter Diabetespatient, der scheinbar blind für die neue Umgebung und völlig unbeeindruckt vom Stress des Transportes wie ein Blitz auf den nächsten Futternapf zuschoss und diesen im Eiltempo leerte.

Dicki wurde vom Tierheim nur hinter Gittern fotografiert. Grund: Er wäre so gefräßig, dass man ihn nicht mehr freilassen könne. Er würde dann alle umstehenden Näpfe sofort ausräumen; alles in sich hineinschlingen, was er finden könne. Dicki bekam 4 IE. Ein konstantes Homemonitoring erfolgte nicht. Unter Homemonitoring ging Dicki einigen Wochen sogar in Remission. Ähnlich erging es Nino, der aus dem gleichen Tierheim kam. Beide waren extrem abgemagert und ausgehungert. Nino erhielt 6 IE. Unter Homemonitoring benötigte er zwar lebenslang Insulin, jedoch nur ca. 0,5 bis später 0,2 IE. Der große Hunger verschwand bei beiden als sich die Blutzuckerwerte entsprechend gebessert hatten.

Auch die kleine Putzi teilte dieses Schicksal. Man sagte uns schon am Telefon, dass Putzis "einziges Hobby" das Essen sei. Auch wenn dies sehr zynisch klingt - es war so wohl nicht so gemeint, sondern entsprang einfach der Unkenntnis der Sachlage. Putzi wog bei ihrer Ankunft gerade einmal noch 2,2 kg. Ein schlecht kontrollierter Diabetes ist gleichbedeutend mit einem Hungertod vor gefülltem Napf. Nach der ersten Magenfüllung ziert eine große Kugel ihre vorher so schmale Mitte. Die eingefallene, hintere Flanke lässt erahnen, wie dünn sie in Wirklichkeit ist.

Dabei meinen es die Beteiligten oft sogar gut, ist diese hohe Nahrungsmenge für Katzen doch sehr ungewöhnlich. Und natürlich wollte man durch die hohe Nahrungsmenge die Insulindosis nicht unnötig in die Höhe treiben. Das Futter zu rationieren ist jedoch der falsche Weg!

WICHTIG: Das Insulin muss an die aufgenommene Nahrungsmenge angepasst werden. Versuchen Sie niemals das Futter an eine möglichst geringe Insuindosis anzupassen.
Uneingestellte Diabeteskatzen dürfen niemals hungern!
Viele kleine Mahlzeiten am Tag und ebenso in der Nacht (z. B. alle drei bis vier Stunden), entsprechen am besten der natürlichen Nahrungsaufnahme der Katze.
Auch eine Ketoazidose kann sich bei ungenügender Ernährung einstellen. Nur bei gut eingestellten adipösen Patienten darf die Nahrungsmenge vorsichtig eingeschränkt werden. Die Insulinmenge muss dementsprechend reduziert werden.
Wichtig: Erst kommt die Einstellung - dann folgt eine eventuell nötige Gewichtsreduktion!


Wenn Diabeteskatzen hungern müssen - egal ob unfreiwillig oder ob sie die Nahrung selbst verweigern - können die Ketonkörper plötzlich stark ansteigen. Bei Nahrungsverweigerung muss deshalb mit der Spritze gefüttert werden. Kontrollieren Sie im Fall der Nahrungsverweigerung engmaschig die Ketonkörper im Blut!

Stellen Sie sich im Umkehrschluss einen menschlichen Diabetiker vor, der sich gierigst auf alles Essbare stürzt, dessen er nur habhaft werden kann... der keinen Supermarkt mehr betreten kann, ohne sich völlig ausgehungert über die nächste Apfeltheke herzumachen... Würden Sie eine solche Therapie als gut und richtig empfinden, oder würden Sie sich darüber empören? Möchten Sie selbst derart über Monate bis Jahre "therapiert" werden, ohne Aussicht auf eine baldige Änderung des anhaltenden Heißhungers? Bitte akzeptieren Sie Derartiges auch nicht für Ihre Katze. Eine solche "Therapie" ist grausam und zudem noch gefährlich.
Bedenken Sie bitte: Sie als Mensch haben jederzeit die Möglichkeit eine Diät zu unterbrechen, wenn der Hunger unerträglich wird. Die Katze hat diese Möglichkeit nicht. Sie kann weder heimlich den Kühlschrank öffnen, noch kann sie Nachbarn, Jugendamt oder Polizei um Hilfe bitten.

Hunger ist eine Qual - erst recht, wenn die wenige verabreichte Nahrung nicht im vollen Maße verstoffwechselt werden kann. Bitte quälen Sie Ihre Katze nicht aus gut gemeinter Unwissenheit!

Mit fortschreitender Einstellung und somit besseren Blutzuckerwerten verschwindet der übermäßige Hunger. Die Insulindosis muss dann dementsprechend reduziert werden. Auch das ist ein Grund, warum eine einmalige Einstellung beim Tierarzt auf längere Sicht keinen Bestand haben kann.


Wird Insulin vor oder nach dem Füttern verabreicht?

Die richtige Reihenfolge ist: Homemonitoring, Füttern, Spritzen. Die Messung des Blutzuckers kann aber auch während der Nahrungsaufnahme erfolgen, denn der Blutzucker reagiert nicht innerhalb von Minuten.

Spritzt man vor dem Füttern und der Patient verweigert die Nahrung anschließend, kann es aufgrund der verminderten Kohlenhydratzufuhr im schlimmsten Falle zur Hypoglykämie mit eventueller Todesfolge oder aber zu einer Gegenregulation mit sehr hohen Zuckerwerten kommen.


Was soll ich tun, wenn meine Katze ihr Futter verweigert?

Jede Futterverweigerung ist für Diabeteskatzen gefährlich - egal aus welchem Grund sie entsteht!

Durch die katabole Stoffwechsellage bzw. den Energiemangel kann innerhalb kurzer Zeit eine Ketoazidose verursacht werden. Ketoazidosen sind lebensgefährliche Stoffwechselentgleisungen! (Siehe hierzu auch: Was ist eine Ketoazidose?)

Anorexie ist bei diabetischen Patienten stets ein Notfall!

Totale Futterverweigerung:
Futterverweigerung kann - neben anderen möglichen Ursachen, siehe unten - auch das erste Anzeichen für eine Ketoazidose sein. Verweigert die Katze ihr Futter oder nimmt sie nur noch sehr wenig Futter auf, gehen Sie bitte folgendermaßen vor:

  • Messen Sie bitte zuallererst den Ketonwert - nach Möglichkeit im Blut. Ist dieser stark erhöht (über 1,5 mmol/l), lesen Sie bitte hier weiter: Was kann ich bei erhöhten Ketonwerten tun?
  • Sollten Sie nicht in der Lage sein, die Ketonkörper zu kontrollieren, suchen Sie bitte so schnell als möglich eine Tierarztpraxis oder Tierklinik auf, die dies erledigen kann. Rufen Sie unbedingt vorher an und tragen Sie Ihr Anliegen vor! Viele Praxen und auch Kliniken können keine Ketonkörper bestimmen oder kennen nur die Methode der Messung im Urin, welche im konkreten Fall nicht ausreichend aussagekräftig ist. Eine Blutgasanalyse erfüllt den gleichen Zweck, kann aber i. d. R. nur von Kliniken durchgeführt werden. Lassen Sie sich bitte niemals davon überzeugen, dass hohe Ketonkörper bei diabetischen Patienten "normal" seien und keiner Beachtung bedürfen!
  • Lassen Sie beim Tierarzt ein umfassendes Blut- und Organprofil erstellen, denn auch andere Erkrankungen können die Ursache sein. Denken Sie bitte auch daran Fieber messen zu lassen.
  • Bei erhöhten Ketonkörperwerten ist eine Nahrungsaufnahme zwingend notwendig! Der Patient muss(!) mehrmals täglich und auch nachts gefüttert werden - egal ob zuhause oder in der Praxis bzw. Klinik.
  • Warten Sie bitte nicht, ob die Katze am nächsten Tag vielleicht von allein wieder Futter aufnimmt, oder bis das Wochenende vorüber ist. Ketoazidosen sind lebensbedrohliche Notfälle und sie können auch bei anderer Grunderkrankung durch die Anorexie jederzeit entstehen! Bei Verdacht darauf sollte immer sofort gehandelt werden!

Mäkeln, wählerisches Verhalten:
Wird die Katze wählerisch, möchte sie nur noch wenig und ganz bestimmtes Futter oder "Leckerlies" naschen, sollte beim Diabetiker sofort nach der Ursache gesucht werden.

Häufige Ursachen für eine Anorexie sind:

  • hohe Ketonwerte bzw. eine Ketoazidose (Ketone messen),
  • (systemische) Infektionen aller Art (erhöhte Leukozyten im Blutbild), oft kombiniert mit
  • Fieber (Fieber mit digitalem Thermometer im Anus messen - Ohrthermometer sind für Katzen nicht geeignet)
  • Harnwegsinfektionen (ohne erhöhte Leukozyten im Blutbild)
  • Zahnprobleme (z.B. ein gerade abgebrochener Zahn, freiliegende Wurzeln, Wurzelreste, FORL etc.)
  • Gingivitis/Stomatitis (erkennbar an deutlich gerötetem Zahnfleisch oder Rachenbereich)
  • Pankreatitis (feline pankreasspezifische Lipase messen)
  • Leberprobleme (die Blutwerte GPT, GOT und Bilirubin kontrollieren)
  • Nierenerkrankungen (Creatinin- und Harnstoffspiegel im Blut - wobei der Harnstoff für die Nahrungsverweigerung ursächlich ist, der Creatininwert aber die Schwere der Erkrankung anzeigt - sowie Elektrolyte kontrollieren)
  • Ãœbelkeit als Folge einer anderen Erkrankung, z.B. Pankreatitis (MCP oder Cerenia verabreichen),
  • Bauchschmerzen als Folge einer anderen Erkrankung, z.B. Pankreatitis (Schmerzmittel - Nichtsteroidale Antiphlogistka beim Diabetiker möglichst meiden; nierentoxisch),
  • etc, pp...

Nur wer die Ursache kennt, kann diese therapieren. Häufig ist dazu eine Blutabnahme und -auswertung beim Tierarzt nötig.

Bei einer verringerten oder ausbleibenden Nahrungsaufnahme muss auch das Insulin angepasst werden.
Ist der Ketonwert im normalen Bereich, ist es besser, zu wenig oder - bei totaler Nahrungsverweigerung und niedrigem(!) Blutzuckerwert - gar kein Insulin zu verabreichen, um eine Unterzuckerung zu vermeiden. Das gilt vor allem für Berufstätige, die u.U. direkt nach dem Füttern für Stunden das Haus verlassen müssen.
Bei sehr hohen Bluzuckerwerten ist es besser, eine verringerte Insulinmenge zu verabreichen und damit einem eventuellen Anstieg der Ketonkörper vorzubeugen.
Patienten mit niedrigem Blutzucker aber hohen Ketonwerten sind am schwierigsten zu therapieren. Hier muss der Blutzucker erst durch Futtersorten mit hohem(!) NfE erhöht werden, damit in der Folge Insulin verabreicht werden kann, welches die Ketonkörperanzahl reduziert. (Siehe hier auch: Was kann ich bei erhöhten Ketonwerten tun?)

Auch gesunde, nicht-diabetische Katzen sollten niemals länger als zwei Tage ihre Nahrung verweigern. Ansonsten kann es zu einer gefährlichen Stoffwechselstörung, einer hepatischen Lipidose kommen, die auch mit bester Therapie tödlich verlaufen kann. Besonders gefährdet sind hier adipöse Patienten.
Bei diabetischen Katzen muss sofort gehandelt werden! Im Notfall muss die Katze mit einer Spritze (ohne Nadel) assistenzgefüttert werden - am besten mehrmals täglich (auch nachts) in kleinen Portionen. Je nach Problem kann es nötig sein, diese Fütterungsart einige Tage beizubehalten, bis die Krise überwunden ist - z.B. bei Pankreatitiden, Nierenerkrankungen oder Leberproblemen.



Was ist bei der Futterumstellung Trocken- zu Nassfutter zu beachten?

Ersetzt man ein kohlenhydratreiches gegen ein kohlenhydratarmes Futter, muss das Insulin der neuen Nahrungsform angepasst werden. Patienten, die kohlenhydratarm ernährt werden, benötigen weniger Insulin. Ohne Insulinreduktion kann es innerhalb kürzester Zeit zu einer Gegenregulation und damit hohen(!) Zuckerwerten oder gar zu einer lebensgefährlichen Unterzuckerung kommen.
Eine Insulinreduktion kann jedoch zu erhöhten Ketonkörper führen. In diesem Fall darf das Insulin trotz etwaiger besserer Blutzuckerwerte nicht reduziert werden. Die Ursache für die Ketonkörpererhöhung (z.B. eine Infektion) muss zuerst identifiziert und beseitigt werden.

Deshalb sollte eine Futterumstellung auch nur unter einem guten und konstanten Homemonitoring und Ketonkörperkontrolle erfolgen. Gleiches gilt für die Umstellung von kohlenhydratreichem auf kohlenhydratarmes Nassfutter.

Die Umstellung auf Nassfutter ist und bleibt jedoch unumgänglich, wenn man Wert auf eine gute Einstellung und Lebensqualität des Patienten legt.


Kann man diabetische Patienten mit Insulin "mästen"?

Wird dem Patienten zu viel Insulin verabreicht, fällt der Blutzucker stark ab. Um einer Unterzuckerung entgegenzuwirken, löst der Blutzuckerabfall ein starkes Hungergefühl beim Patienten aus. Die dadurch zusätzlich aufgenommen Kohlenhydrate neutralisieren die Insulinwirkung und verhindern eine mögliche Hypoglykämie.

Fritzi kam ebenfalls aus einem Tierheim zu uns. Auf dem Vermittlungsfoto, das schon einige Monate alt war, hatte er ein ganz normales Körpergewicht. Aber schon beim ersten Telefonat erfuhren wir, dass er in letzter Zeit stark zugenommen hätte. Auf die Frage, wie viel Insulin er erhalte, bekam ich zur Antwort: "0,8". Leider erwiesen sich diese „0,8“ nicht wie angenommen als 0,8 IE, sondern als 0,08 ml - also ganze 8 IE Lantus! Diese Dosis ist für die meisten Katzen viel zu hoch - sie wäre eher für einen Menschen geeignet. Fritzi konnten wir unter konstantem Homemonitoring sofort auf nur 0,75 IE setzen und erzielten damit schon in der ersten Woche bessere Werte als das Tierheim.

Bleibt das Insulin über einen längeren Zeitraum überdosiert, ohne dass eine (mitunter tödliche) Hypoglykämie eintritt, nehmen diese Patienten unter Therapie merklich an Gewicht zu - nicht selten bis zur Adipositas. Mit einer Überdosis Insulin kann man Katzen genauso mästen wie unter ausschließlicher Trockenfutter-Ernährung. Schlecht eingestellte Diabetiker müssen somit nicht zwangsläufig dünn sein - wie leider oft angenommen wird. Im Umkehrschluss bedeutet eine Gewichtszunahme unter Insulin nicht zwangsläufig, dass der Patient besonders gut eingestellt ist.

Eine starke Gewichtszunahme unter Insulintherapie sollte deshalb immer als Alarmzeichen für eine möglicherweise zu hohe Insulindosis gelten.

Um das Gewicht wieder auf ein Normalmaß zu reduzieren, wird den betroffenen Tieren in den meisten Fällen das Futter rationiert. Sie bekommen somit weiterhin die zu hohe Insulindosis, können dessen Wirkung nun aber nicht mehr durch eine gesteigerte Futteraufnahme kompensieren. Die Resultate sind:

  • ständig unstillbarer Heißhunger, der schon bald zur Qual für alle Betroffenen wird. (Siehe hierzu auch: Wie oft sollte ich füttern?)
  • höhere Blutzuckerwerte, da nun häufiger eine Gegenregulation ausgelöst werden muss, um die gefährliche Unterzuckerung zu verhindern. Eine Insulinresistenz ist die häufige Folge (Siehe auch: Was versteht man unter einer Gegenregulation?).
  • jederzeit die Gefahr an einer Hypoglykämie (Unterzuckerung) zu versterben, wenn die Insulinresistenz die Ãœberdosierung nicht mehr länger kompensieren kann (Siehe auch: Was versteht man unter einer Gegenregulation?).

Eine Umstellung von Trocken- auf Nassfutter OHNE Änderung der Insulinmenge ist gefährlich! Gleichen Sie bitte das Insulin an das Futter an. Niemals umgekehrt!

Leichte Schwankungen des Körpergewichts sind jederzeit auch beim diabetischen Patienten möglich und völlig normal.

Letzte Änderung 17.02.22


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