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Als Hypoglykämie wird in der Medizin die unphysiologische Erniedrigung (Hypo = tief) des Blutzuckers bezeichnet. Hypoglykämien können lebensbedrohlich sein!
Ursachen Hypoglykämie
Folgen Hypoglykämie
Zitat: „Als Faustregel gilt für den Diabetiker, Blutzuckerwerte unter 60 mg/dl (3,3 mmol/l) in jedem Fall zu vermeiden.“
„Bereits bei Blutzuckerspiegeln von 50 - 70 mg/dl (2,8 - 3,9 mmol/l) kann die intellektuelle Leistungsfähigkeit eingeschränkt sein, obwohl die klassischen Symptome einer Unterzuckerung noch fehlen.“
(Aus „Diabetologie in Praxis und Klinik“, Herausgegeben von Hellmut Mehnert, Eberhard Standl, Klaus-Henning Usadel, Hans-Ulrich Häring, 5. Auflage, Thieme Verlag, Seite 251 und Seite 262. )
Eine Hypoglykämie ist immer ein Notfall! Sie ist viel gefährlicher als eine Hyperglykämie.
Da Katzen sich in der Regel keine Schmerzen oder Krankheitssymptome anmerken lassen, werden auch Hypoglykämie-Symptome oft erst spät oder gar nicht geäußert. Mögliche Symptome sind:
Werten ab ca. 60 bis 40 mg/dl gelten als Hypoglykämie - bei Katzen wie bei Menschen. Der Übergang vom grenzwertig zu niedrigen Blutzucker, zur absoluten Hypoglykämie ist fließend und kann individuell bei unterschiedlichen Werten symptomatisch (auffällig) werden. Allerdings zeigen nicht alle Patienten Symptome. Verlassen Sie sich deshalb bitte nicht darauf Ihre Katze "gut zu beobachten" und so noch rechtzeitig eingreifen zu können, sondern kontrollieren Sie den Blutzucker!
Bei Apathie sollten natürlich auch immer die Ketonkörper kontrolliert werden. (Siehe hierzu: Was sind Ketonkörper? Wie misst man Ketonkörper?)
Oberstes Gebot ist die Prävention einer Hypoglykämie, die natürlich nur mittels Hometesting in dieser Art möglich ist.
Wenn Sie eine Hypoglykämie befürchten:
Werte zwischen 80 und 60 mg/dl:
Diese Werte sind physiologisch und noch ungefährlich. Messen Sie - vor allem, wenn Sie bei solchen Werten noch unerfahren sind - bitte stündlich nach, bis die Werte wieder sicher ansteigen. Sollte es in den nächsten Tagen erneut zu Nadirwerten unter 80 mg/dl kommen, reduzieren Sie die bitte die Insulindosis.
Werte zwischen 60 und 40 mg/dl:
Diese Werte sind bedenklich und keineswegs das Ziel einer Einstellung. Allerdings besteht noch keine akute Gefahr, solange die Werte nicht weiter sinken! Mit etwas zuckerhaltigem Nassfutter etc. lassen sich derart grenzwertige Blutzuckerwerte bzw. leichte Hypoglykämien i.d.R. sehr schnell wieder ausgleichen. Geben Sie Ihrer Katze bitte sofort ca. 50 bis 100 g zuckerhaltiges Nassfutter oder ansonsten ungeeignetes Trockenfutter. Kontrollieren Sie im halbstündlichen, später stündlichen Takt, bis die Werte wieder ansteigen. Die nächste Insulindosis sollte reduziert werden.
Werte unter 40 mg:
Diese Werte sind zu tief und gefährlich! Bitte verabreichen Sie Ihrer Katze wahlweise Trockenfutter oder Jubingel bzw. Traubenzucker. Die Werte sollten innerhalb der nächsten halben Stunde wieder deutlich ansteigen. Kontrollieren Sie bitte alle 15 min. Die Insulindosis muss deutlich(!) reduziert werden.
Glukometeranzeige „LO“ für Werte unter 20 mg/dl: Hier liegt eine lebensgefährliche Hypoglykämie vor! Bitte leisten Sie sofort erste Hilfe!
Verabreichen Sie Ihrer Katze bitte Jubingel oder Traubenzucker. Jubingel ist am besten geeignet, denn seine gelartige Konsistenz erlaubt auch das Beschmieren von Mund und eventuell der Pfoten der Katze, wenn sie diese anschließend putzt. Oder man gibt die Paste mittels einer Spritze ohne Nadel direkt in den Mund; aber nur, wenn der Patient noch in der Lage ist zu schlucken. Die Spritze wird dabei hinter dem großen Fangzahn von der Seite in den Mund geführt. Die zu verabreichende Menge richtet sich nach der Höhe der Insulindosis. I.d.R. beginnen wir mit 2 bis 3 ml und kontrollieren im 10-minütigem Abstand den Blutzucker. Herrscht Unerfahrenheit, wie viel Traubenzucker verabreicht werden kann, sollte man die Menge lieber etwas großzügiger bemessen. Denn kurzfristig zu hohe Werte richten deutlich weniger Schaden an als eine eventuelle Hypoglykämie.
Informieren Sie Ihren Tierarzt! Kontrollieren Sie bitte im 10-Minuten-Takt, ob die Werte wieder steigen. Ist das nicht der Fall, müssen Sie mehr Traubenzucker oder zuckerhaltiges Futter verabreichen. Steigen die Werte wieder an, können die Messabstände auf halbstündlich und später stündlich verringert werden. Ein Tierarztbesuch ist nicht mehr nötig, wenn die Werte wieder dauerhaft über 60 mg/dl liegen.
Bei hohen Insulindosierungen kann es möglich sein, dass die Gabe von Traubenzucker nicht ausreicht. Sollten die Blutzuckerwerte nicht dauerhaft wieder ansteigen, bringen Sie Ihre Katze bitte schnellstmöglich zum Tierarzt, damit dort intravenös Glukose verabreicht werden kann.
Lassen Sie die Katze nach einer gerade erst abgewendeten Hypoglykämie bitte niemals allein! Das gilt insbesondere für Berufstätige, die meist stundenlang das Haus verlassen müssen oder für Tierheimkatzen, die nachts gewöhnlich ohne Aufsicht sind. Bei hohen Insulindosierungen kann es nach einem vorübergehenden Anstieg der Blutzuckerwerte später zu einem erneuten Abfall kommen. Weiter Kontrollen über die nächsten Stunden sind wichtig!
Ist die Katze bereits im Koma oder kaum noch ansprechbar:
Krampft Ihre Katze bereits, liegt sie bewusstlos auf der Seite oder ist sie taumelig und kaum noch ansprechbar geben Sie ihr bitte sofort Traubenzuckerpaste auf die Innenseiten der Lippen und nach Möglichkeit auch auf die Zunge. Seien Sie dabei jedoch äußerst vorsichtig, denn es ist möglich, dass die Katze unkontrolliert zubeißt - auch wenn sie das sonst niemals tun würde. Nutzen Sie statt ihres Fingers lieber einen Löffelstiel aus Holz oder Plastik etc. - jedoch nach Möglichkeit keine Gegenstände aus Metall, an denen sich die Katze beim Zubeißen einen Zahn abbrechen könnte.
Rufen Sie beim Tierarzt an - egal zu welcher Tages- oder Nachtzeit! Dieser sollte Glukoselösung für die intravenöse Verabreichung bereithalten.
Erinnern Sie Ihren Tierarzt bitte auch an die Bereitstellung von Kalium!
Denn Kalium wird durch die Wirkung des Insulins zusammen mit der Glukose vom Blut in die Zelle transportiert. So kann es bei einer Hypoglykämiebehandlung auch zu einer Hypokaliämie (zu wenig Kalium im Blut) und damit zu lebensgefährlichen Herzrhythmusstörungen kommen. Der Kaliumwert muss bei einer Hypoglykämie eben so gut überwacht werden wie der Glukosewert, damit der Patient nicht an Herzversagen stirbt.
Sind Glukoselösung und/oder Kalium nicht verfügbar oder keine Möglichkeit zur Überwachung vor Ort gegeben, fragen Sie bitte schnellstens bei einem anderen Tierarzt nach!
Lassen Sie sich nach Möglichkeit von einer zweiten Person „mit Blaulicht“zum Tierarzt fahren. Das hat den Vorteil, dass Sie sich auch während der Fahrt um den Patienten kümmern können. Geben Sie mehrmals Traubenzuckerpaste auf die Lippeninnenseiten und in den Mund.
Beim Tierarzt angekommen, informieren Sie bitte sofort die Rezeption oder den Arzt. Ein volles Wartezimmer ist kein Hinderungsgrund. Sie haben einen lebensgefährlichen Notfall, der nicht warten darf!
Bitte versuchen Sie niemals, einem Bewusstlosen (Tier oder Mensch) Traubenzuckerlösung einzugeben, da je nach Tiefe des Komas auch der Schluckreflex außer Funktion sein kann. Die Flüssigkeit könnte deshalb direkt in die Lunge laufen und zu Erstickungsanfällen führen.
Nach einer Hypoglykämie sollte das Insulin deutlich reduziert werden! Hypoglykämien treten auf, wenn die Gegenregulationsmechanismen, die den Patienten oft wochenlang vor zu tiefen Blutzuckerwerten schützen, aufgrund einer ständigen Überdosierung oder einer plötzlichen, extrem hohen Insulingabe versagen. Deshalb regieren Patienten nach einer überstandenen Hypoglykämie oft sehr empfindlich auf eine erneute Insulininjektion, die Blutzuckerwerte fallen ohne Gegenregulation trotz reduzierter Dosis eventuell tiefer, als bisherige Erfahrungen vermuten lassen.
Der Nadir richtet sich zuerst einmal nach der Insulinart. Caninsulin z.B. hat allein schon durch seine steile "Suppentellerkurve" einen deutlich sichtbaren Nadir. Levemir und Lantus, die Insulinanaloga dagegen, haben mit ihren sehr flachen Kurven oft einen nur wenig ausgeprägten Nadir. ProZinc liegt zwischen beiden.
Auch der individuelle Stoffwechsel spielt für den Zeitpunkt des Nadirs eine Rolle. Die gleiche Insulinmenge kann bei Patient A sechs Stunden wirken, bei Patient B reicht sie jedoch für acht Stunden aus - mit dem jeweils entsprechenden Nadir in etwa der Mitte der Wirkungszeit. Eine Rolle spielen hier vor allem noch intakte Beta-Zellen der Bauchspeicheldrüse, die noch selbstständig eine gewisse Menge an Insulin sezernieren (absondern) können und die von außen verabreichte Insulindosis somit ergänzen.
Auch äußere Einflüsse, wie Futter, Stress, Bewegung, Erbrechen etc. pp. haben einen Einfluss auf den Nadir. Beim Tierarztbesuch ist vielleicht gar kein Nadir zu erkennen, die Kurve wird zu einer "Geraden". Hat die Katze dagegen erbrochen kann der Nadir tiefer ausfallen und viel länger anhalten, z.T. ist der tiefste Wert der Kurve erst bei der nächsten Insulininjektion zu messen. Völlig chaotisch sehen die Blutzuckerwerte häufig bei Überdosierungen aus. (Siehe auch: Welche Formen können Blutzuckerkurven annehmen?
Weiterhin richtet sich der Nadir nach der verabreichten Insulindosis - auch bei Levemir und Lantus. So kann man beobachten, dass eine kleine Dosierung von z.B. 0,25 IE beim gleichen Patienten viel eher abgebaut ist, als eine Dosis von mehreren Einheiten. Der Nadir von 0,25 IE kann so z.B. bei +3 (drei Stunden nach der Insulininjektion) und der von 1,0 IE bei +8 (acht Stunden nach der Insulininjektion) liegen. Diese Zahlen dienen jedoch nur dem Verständnis und sind nicht auf Ihre Katze übertragbar.
Das plakativste Erlebnis aus unserer Praxis war wohl eine Hypoglykämie, bei der dem Patienten abends gegen 20.00 Uhr versehentlich ca. 50 IE(!) Levemir injiziert wurden (Verwechslung mit einem anderen Medikament). Die normale Dosis des Patienten lag bei einem "Strich". Er wurde am nächsten Morgen gegen 5 Uhr bewusstlos und mit Krämpfen aufgefunden und in unsere Praxis gebracht. Erst am Nachmittag ca. 14.00 - 15.00 Uhr trat die volle Wirkung und damit der Nadir des Insulins ein - also ca. 18 Stunden(!) nach der Verabreichung des Insulins. Der Glukoseabfall im Blut, den wir ständig kontrollierten, betrug nun bis zu 300 mg/dl alle 15 min und musste ständig mit intravenösen Glukosegaben aufgefangen werden. Die auftretenden Herzrhythmusstörungen wurden mit Kalium behandelt. Erst gegen Abend konnten wir Entwarnung geben. Der Kater überlebte diesen tragischen Unfall glücklicherweise unbeschadet und vor allem ohne Spätfolgen! Wenige Wochen danach ging er in Remission.
Es gibt keinen festen Nadir! Der Nadir ist abhängig von der Insulinart, von der Dosis und den jeweiligen Stoffwechsel der Patienten und äußeren Einflüssen. Jeder Tierhalter sollte anhand seiner Werte-Aufzeichnungen mit etwas Erfahrung herausfinden, wann der Nadir bestimmter Dosierungen bei seiner Katze eintritt. Prinzipiell kann eine Blutzuckerkurve jedoch jede Form annehmen, vor allem wenn unerwartete äußere Einflüsse hinzu kommen (z.B. Erbrechen, Stress, Überdosierung). Verlassen Sie sich bitte nicht darauf, dass der Blutzucker nach sechs Stunden wieder ansteigen muss.
Letzte Änderung 18.07.22