Alles über Katzendiabetes - Tierärztliche Hilfe für Halter mit Diabeteskatze


Was ist Homemonitoring?
Warum soll ich Homemonitoring durchführen? Geht es nicht auch ohne?
Wie geht man der Reihe nach beim Homemonitoring vor?
Kann ich statt am Ohr auch an der Pfote den Blutzucker messen?
Welche Glukometer eignen sich für diabetische Katzen?
Sind die Glukometer, die extra für Tiere angeboten werden, besser geeignet?
Warum funktioniert das Homemonitoring bei mir nicht?
Was soll ich tun, wenn meine Katze nicht still halten will?
Wie oft sollte ich den Blutzucker messen?
Ist das Homemonitoring nicht "Tierquälerei"?
Kann ich den Blutzucker nicht auch per Urinteststreifen kontrollieren?
Warum hat mir mein Tierarzt das Homemonitoring nicht empfohlen?

Wie unsere Kunden uns beurteilen lesen Sie hier.



Was ist Homemonitoring?

Beim Homemonitoring wird der Blutzucker am Ohr der Katze gemessen - genauso, wie beim Menschen am Finger. Sie benötigen dazu ein Blutzuckermessgerät, Glukometer genannt, und die passenden Messstreifen.

Homemonitoring dient der Ãœberwachung des Blutzuckers. Denn nur wer die Reaktion des Patienten auf die jeweilige Insulindosierung kennt, kann richtig reagieren - statt blind zu raten.


Warum soll ich Homemonitoring durchführen? Geht es nicht auch ohne?

Jeder, der einen insulinpflichtigen Angehörigen oder Bekannten hat, weiß, dass diese gehalten sind, mehrmals am Tag ihren Blutzucker zu kontrollieren. Ein winziger Stich in die Fingerkuppe - und schon verrät das Messgerät (Glukometer), ob und wie viel Insulin momentan benötigt wird. Der kranke Mensch hat damit heute die Möglichkeit, den Verlauf der Krankheit selbst zu kontrollieren - ja sogar aktiv zu beeinflussen! Diese Möglichkeit gab es nicht immer... Noch vor wenigen Jahrzehnten war man auf die wöchentlichen oder monatlichen Besuche beim Hausarzt angewiesen, um dort punktuell einen einzigen Blutwert zu erfahren. Der Weg zur Nieren-Dialyse war für Diabetiker damals sehr kurz. Denn dauerhaft zu hohe Zuckerwerte führen am Ende zum Nierenversagen und einem vorzeitigen Tod.

Seit einigen Jahren hat dieser Fortschritt nun auch in der Tiermedizin Einzug gehalten. Die Zeiten, in denen der Tierhalter nur aufgefordert werden konnte, auf das Trinkverhalten der Katze zu achten, sind damit zum Glück vorbei. Denn ob Mensch oder Katze, die Folgen einer schlechten Diabetestherapie sind immer die gleichen: Schlechte Lebensqualität und ein früher, durch Folgeerkrankungen gezeichneter Tod. Das noch heute auch in Fachkreisen kursierende Vorurteil: "Diabeteskatzen sind kaum einstellbar und werden ehe nicht alt." ist auf die oben genannten Methoden zurückzuführen. Denn leider sind auch heute noch nicht alle Tierärzte mit dem Homemonitoring vertraut.

Mit einem konstanten, stressfreien Monitoring durch den Tierhalter zu Hause hat heute jede Diabeteskatze die Chance auf eine vergleichbare Lebensqualität und -erwartung wie ihre gesunden Artgenossen!


Kater Oskar, 16 Jahre, Diabetiker.

Hierzu noch ein Zitat aus einem Buch, welches zur Diabetesüberwachung lediglich die viel zu ungenauen Urinteststreifen, jedoch kein Homemonitoring nennt:

"Die Prognose ist relativ gut. Die berichtete mittlere Überlebenszeit beträgt 17 Monate, wobei in Betracht gezogen werden muss, dass das Durchschnittsalter bei der Diagnosestellung zwischen 10 - 13 Jahren beträgt."
(Aus "Praxishandbuch Katzenkrankheiten", Jacquie Rand, Urban & Fischer Verlag, 1. Auflage 2009, Seite 278)

Da nicht wenige Katzen 16, 18 oder mehr Lebensjahre erreichen können, sind 17 Monate, also keine anderthalb Jahre Überlebenszeit wohl kaum eine "gute Prognose". Nach unseren Erfahrungen können Patienten, die keine Remission erreichen, aber gut eingestellt sind, durchaus noch viele Jahre in guter Qualität verbringen. So lebte unsere "dienstälteste" Patientin, Tinka, neun Jahre mit Diabetes und starb im Alter von 16 Jahren an einem bösartigen Lungentumor, welcher nichts mit dem Diabetes zu tun hatte.

Homemonitoring ist die beste Lebensversicherung, die Ihre diabetische Katze haben kann. Nutzen Sie diese!


Wie geht man der Reihe nach beim Homemonitoring vor?

  1. Stecken Sie den Messstreifen ins Glukometer, so dass dieses betriebsbereit ist.
    Ältere Geräte haben manchmal den Nachteil, dass sie nur eine kurze Zeit im Standby bleiben und dann automatisch wieder ausschalten. Benötigt man anfangs etwas länger für die Punktion des Ohres, ist das Gerät schon wieder aus, ehe sich ein Tröpfchen Blut zeigt. Man selbst kann das Katzenohr nun aber nicht mehr los lassen, denn dann würde der Patient den schönen Tropfen mit einer schwungvollen Kopfbewegung an die nächste Wand befördern... Deshalb ist es bei diesen Geräten sinnvoll, den Teststreifen nur lose in die Öffnung zu schieben - ohne dass dieser einrastet. So lässt er sich auch später noch mit einer Hand ganz hinein schieben und aktivieren.
    Die meisten neuen Geräte haben einen längeren, meist ausreichenden Stand-By-Modus. Und hat man erst etwas Übung beim Homemonitoring ist man in jedem Falle schnell genug.
  2. Wärmen Sie das Ohr Ihrer Katze gut auf, denn in kalten Ohren befindet sich kein Blut. Der Körper zieht die Blutreserven bei Kälte aus der Peripherie ins Innere zurück. Sie können das Ohr anhauchen und reiben. Eine andere Möglichkeit besteht in der Anwendung von Wärme-Pads oder einer Socke mit Reis, die vorher in der Mikrowelle erhitzt wurde. Erst wenn das Ohr schön warm ist, geht man zum nächsten Schritt über.
  3. Orientieren Sie sich bitte vorher, wo genau die Ohrrandvene bei Ihrer Katze verläuft. Das Punktieren des Ohres kann von der Innen- oder Außenseite erfolgen. Von außen ist es jedoch leichter zugänglich. Bei dunklen Ohren kann man anfangs auch die Haare etwas ausrasieren, um die Vene besser zu sehen. Meist ist das jedoch nicht erforderlich.
  4. An weißen oder hellen Ohren ist die Ohrrandvene i.d.R. ohne Hilfsmittel gut sichtbar. Eine untergehaltene Taschenlampe hilft bei dunklen Ohren bei der ersten Orientierung.
  5. Entscheiden Sie sich nun für ein Ohr und ob Sie die rechte oder linke Ohrrandvene am bevorzugten Ohr punktieren möchten. Stauen Sie die Ohrrandvene auf der jeweiligen Seite mit Daumen und Zeigefinger direkt an der Ohrbasis - also zum Kopf zu. Sehen Sie sich bitte die Zeichung an: Das Blut fließt von der Ohrspitze beidseitig zur Basis. Durch den Stau schwillt die Vene leicht an und wird besser sichtbar - genau wie auch eine Armvene zur Blutentnahme gestaut wird.
  6. Legen Sie den Zeigefinger unter die Stelle, die Sie punktieren wollen, ohne jedoch den Stau zu lockern. Der Zeigefinger dient nun als Widerstand beim Stechen. Ein zwischen Ohr und Zeigefinger platzierter Tupfer oder ein Stück Zellstoff verhindern, dass Sie beim versehentlichen Durchstechen des Ohres zusätzlich den eigenen Finger punktieren.
    Wir empfehlen keine der angebotenen Stechhilfen zu benutzen, sondern nur die darin befindlichen auswechselbaren Lanzetteneinsätze oder einzeln im Handel erhältliche Blutlanzetten. Die meisten Stechhilfen sind am Vorderteil klobig und undurchsichtig. Ein genaues Anvisieren der Vene wird damit unmöglich. Mit der Nadel direkt in der Hand können Sie viel genauer zielen und ersparen der Katze und sich selbst so manchen deprimierenden Fehlversuch. Versuchen Sie die Vene exakt zu treffen.
    Gehen Sie dabei bitte keineswegs zu zaghaft vor. Das ist einer der häufigsten Anfängerfehler! Ein kurzer und vor allem schneller, kräftiger Stich ist weniger unangenehm, als fünf halbherzige Versuche oder ein langsames Bohren. Am besten lernt man die richtige Technik, wenn man das Punktieren erst am eigen Finger übt. Und sollten Sie das Ohr, versehentlich ganz durchstechen, ist das kein Problem. Ein solcher Stich heilt ebenso schnell wie jeder andere.

  7. An der Ohrspitze blutet das Ohr am leichtesten. Hier ist der Knorpel weniger stark. Versuchen Sie deshalb das Ohr am äußersten Ende (ca. 1 bis 2cm der Ohrspitze) zu punktieren.
  8. Haben Sie die Vene getroffen, bildet sich meist von ganz allein ein Tröpfchen Blut. Ist das nicht der Fall oder ist der Tropfen nicht groß genug, hilft es, von beiden Seiten neben dem Stich vorsichtig noch etwas Blut heraus zu massieren. Gehen Sie dabei vor, als wollten Sie einen Pickel ausdrücken. Dass dabei u.U. auch etwas Lymphfüssigkeit austritt und den Blutzuckerwert etwas erniedrigen könnte, spiel keine Rolle. Ein eventuell leicht gesenkter Blutzuckerwert ist gerade anfangs besser, als gar kein Wert und somit völlige Orientierungslosigkeit bei der Insulingabe.
  9. Tauchen Sie nun das hierfür vorgesehene Feld des Messgerätes in den Blutstropfen, bis dieses voll gesogen ist. Üben Sie die Handhabung am besten vorher einmal am eigenen Finger. Meist müssen die Streifen senkrecht in den Tropfen getaucht werden, damit sie sich vollsaugen können. Anfänger versuchen häufig das Blut von oben auf den Streifen aufzubringen, wo so jedoch nicht gelingen kann. Die meisten Geräte verfügen über einen Signalton, der bei Aufnahme einer ausreichenden Blutmenge ertönt. Man kann diesen jedoch auch ausschalten. Nun beginnt das Gerät die Messung und zeigt anschließend den aktuellen Blutzuckerwert an.
  10. Ganz wichtig: Vergessen Sie bitte nicht, die punktierte Stelle zum Abschluss für ca. 10 Sekunden mit Daumen und Zeigefinger kräftig abzudrücken. Im anderen Falle zieren das Ohr in nur wenigen Tagen zahlreiche Blutergüsse (Hämatome). Diese erschweren nicht nur die weitere Venenpunktion, sondern sind für den Patienten auch unangenehm und schmerzhaft.

  11. Dicki, ein ehemaliger Patient - nun in Remission - hat uns, über sein Frauchen, dieses Foto zukommen lassen :-)
    Das Bild ist keine Montage. Dicki akzeptierte zum Abdrücken der Punktionstelle tatsächlich eine Wäscheklammer. Um ehrlich zu sein, wir haben das bisher weder mit unseren eigenen Diabeteskatzen, noch mit Patienten versucht... Aber das Foto ist genial und wir danken Frau Conradt vom Futtergeschäft "Hund & Katze" recht herzlich dafür.

    Gratulation! Und schon haben Sie erfolgreich Ihr erstes Homemonitoring gemeistert. Sie werden sehen, innerhalb weniger Tage gehört das Homemonitoring zu Ihrer täglichen Routine. Es ist - mit ein bisschen Übung - ganz einfach und in wenigen Minuten erledigt.


    Kann ich statt am Ohr auch an der Pfote den Blutzucker messen?

    Prinzipiell schon. Diese Lokalisation bringt jedoch einige Nachteile für den Patienten mit sich:

    Einen Nachteil für den Tierhalter gibt es auch:



    Welche Glukometer eignen sich für diabetische Katzen?

    Die Glukometer diverser Hersteller unterscheiden sich vor allem in der Menge des für die Messung benötigten Blutes. Für die Katzenmedizin sind nur Geräte interessant, die möglichst wenig Blut benötigen. In der Regel reicht ein Tröpfchen aus, dass gerade mal einen Millimeter Durchmesser hat.

    Gemessen werden die Blutzuckerwerte entweder in mg/dl oder mmol/l. Das ältere Maß mg/dl ist derzeit noch verbreiteter.

    Diese Auflistung ist keinesfalls vollständig. Es gibt viele gute Geräte am Markt - der sich auch immerwieder wandelt. Welches Gerät auch immer Sie nutzen - verwenden Sie bitte immer das gleiche Gerät bzw. ein Ersatzgerät vom gleichen Typ. Denn unterschiedliche Messgeräte zeigen im Vergleich auch sehr unterschiedliche Werte. Und dabei ist es völlig egal, ob Sie humanmedizinische oder tiermedizinische Geräte miteinander vergleichen.

    Sind die Glukometer, die extra für Tiere angeboten werden, besser geeignet?

    Seit einiger Zeit gibt es auch Glukometer, die speziell für die Tiermedizin verkauft werden - so z.B. von Henry Schein und Albrecht (Großhandel). Sie bieten angeblich folgende Vorteile:

    Zitate aus der Anzeige des Gerätes von Henry Schein:

    • Codierbar für Hund oder Katze
    • Nur sehr geringe Blutmenge nötig, (1,5 µl)
    • Zuverlässiges Ergebnis in nur 10 Sekunden

    Was dort jedoch als Vorteil explizit beschrieben und beworben wird, entpuppt sich beim genaueren Hinsehen als Nachteil; bestenfalls aber als sinnlos.

    Der erste "Vorteil" ist zumindest noch kein offensichtlicher Nachteil: Man kann diese Geräte speziell für Hund und Katze kodieren. Das Gerät von Albrecht ist lt. Hersteller für Mäuse, Hunde, Katzen, Kaninchen und Pferde gleichermaßen kalibriert (nicht einzeln auswählbar - sondern für alle zusammen). Die Erklärung, warum man menschliches Blut nicht zusammen mit dem der Katze oder des Hundes kalibrieren kann, wohl aber das eines reinen Herbivoren (Pflanzenesser), dem Pferd, bleibt der Hersteller schuldig... Auch auf eine diesbezügliche schriftliche Anfrage haben wir keine Antwort erhalten.
    Fest steht, dass alle am Markt erhältlichen Glukometer z.T. erhebliche Schwankungen bei der Messung in hohen Blutzuckerbereichen zeigen, die jede Kalibrierung auf eine bestimmte Tierart sinnlos erscheinen lassen.

    Der zweite in der Anzeige erwähnte "Vorteil" entpuppt sich jedoch ganz offenkundig als großer Nachteil, zumindest für alle Katzenhalter. Denn das neue tiermedizinische Produkt benötigt eine viel zu große Blutmenge. Brauchen z.B. Geräte wie "Freestyle", "Contour" oder "GlucoCheck" aus der Humanmedizin etc. gerade einmal 0,3 bis 0,6 µl, so muss man beim diesem Glukometer die fünffache (!) Menge aus dem Katzenohr pressen, nämlich 1,5 µl.

    Zum "zuverlässigen Ergebnis in nur 10 Sekunden" kann man ebenfalls nur auf die moderneren humanmedizinischen Geräte verweisen, die deutlich schneller ein Ergebnis anzeigen (ca. 3 Sekunden).

    Ein weiterer Nachteil ist der meist überteuerte Preis der tiermedizinischen Geräte. Bekommt man bewährte humanmedizinische Geräte bei E-Bay schon für 1,-- Euro und im Internet-Fachhandel für etwa 8,-- Euro, so kostet das Gerät bei Henry Schein 39,95 Euro. Wohlgemerkt nicht für den Tierhalter, sondern netto für den Tierarzt im Einkaufspreis! Getoppt wird dieser Preis jedoch noch vom Albrecht-Gerät, welches im Einkauf netto stolze 150,-- Euro kostet. Der Verkauf für rund 180,-- Euro wäre somit für den Tierarzt noch ohne jeglichen Gewinn (Einkauf + Mehrwertsteuer)!

    Auch im Verbrauchsmaterial sind die tiermedizinischen Geräte bis zu fünfmal teurer als die Blutzuckermesstreifen günstiger humanmedizinischer Glukometer.

    Die tiermedizinischen Glukometer sind aufgrund der überteuerten Preise nach unserer Meinung nicht zu empfehlen.
    Humanmedizinische Geräte haben sich schon tausendfach bei Katzen bewährt. Entscheiden Sie sich für ein günstiges Gerät, welches wenig Blut benötigt.
    Die Hersteller tiermedizinischer Geräte werben mit der speziellen Codierung und einer unterschiedlichen Größe und Verteilung der Erythrozyten im Blutplasma, so dass angeblich nur ihre Geräte in der Lage sind, exakte Blutzuckerwerte zu messen. Fakt ist jedoch, dass alle Glukometer - egal ob Human- oder Tiermedizin und egal von welchem Hersteller - unterschiedliche Werte liefern können. Je höher der Blutzuckerwert, umso größer ist auch die Differenz. Bei Werten über 400 mg/dl können zwei willkürlich ausgewählte Geräte durchaus zum 100 mg/dl differieren. Die Differenz verringert sich jedoch mit dem gemessenen Blutzucker. Bei Werten knapp über 100 mg/dl liegen die gleichen beiden Geräte z.B. nur noch um 10 mg/dl auseinander. Und misst man mit dem gleichen Glukometer den gleichen Bluttropfen zwei mal hintereinander, kann es bei hohen Werten auch zu Unterschieden bis zu 50 mg/dl kommen. Alle Glukometer arbeiten nur mit Trockenchemie, die niemals 100% genau sein kann.
    Fazit: Egal für welches Gerät Sie sich entscheiden, Sie sollten möglichst immer das gleiche Fabrikat benutzen. Bei sehr hoch messenden Glukometern, sieht man bei sinkenden Werten schnellere Erfolge. Tief messende Geräte wirken anfangs etwas träger. Am Ende kommen jedoch beide gleichzeitig ans Ziel - und daran ändert auch ein teures tiermedizinisches Geräte nur wenig.



    Warum funktioniert das Homemonitoring bei mir nicht?

    Falls noch nicht geschehen, lesen Sie bitte die Anleitung zum Homemonitoring noch einmal in Ruhe durch.

    Prüfen Sie bitte erneut, ob das Ohr auch schön warm ist. Auch sollten Sie selbst nicht mit kalten Fingern arbeiten.

    Sehen Sie bitte auch von der Verwendung von Desinfektionsmitteln ab. Auf feuchter Oberfläche bildet sich kein Blutstropfen, sondern er verläuft blitzschnell.

    Halten Sie bei dunklen Ohren eine Taschenlampe zur Orientierung unter das Ohr. Die Ohrrandvene verläuft bei jedem Tier individuell - meist jedoch im Abstand von ca. 0,5 bis 3 mm vom Ohrrand entfernt. Sie ist in etwa 0,5 mm stark, wenn sie richtig angestaut wird.

    Bei sehr dünnen Venen kann es helfen, statt der Einsätze für die Stechhilfe handelsübliche Blutlanzetten zu benutzen. Diese sind aus Metall und haben keine Nadel, sondern ein geschliffenes scharfes Dreieck als Spitze. Die Haut-Perforation wird so etwas größer - insbesondere, wenn sie die dreieckige Spitze längs zur Ohrrandvene ansetzen. Auf diese Weise blutet es mehr.

    Links: Einsatz einer Stechhilfe, mit der man auch freihändig punktieren kann.
    Rechts: Herkömmliche Blutlanzette.
    Punktion der Ohrrandvene mit der Blutlanzette - am besten in Längstrichtung.

    Vaculance-Stechhilfen erzeugen bei der Punktion automatisch ein Vakuum. Sie sind nach unserer Erfahrung aber eher ungeeignet. Ein genaues Anvisieren der Vene ist auch hier nicht möglich. Zudem muss auf der schlechter zugänglichen Ohrinnenseite gemessen werden, weil durch die Haare an der Ohraußenseite kein Vakuum entstehen kann. Durch den dabei entstehenden Unterdruck aber wird auch Blut ins umliegende Gewebe gesaugt, was schnell zu Hämatomen führen kann.

    Stechen Sie schnell und herzhaft zu!

    Haben Sie Geduld mit sich. Üben Sie in stressfreier, ruhiger Umgebung. Wer aufgeregt und zitternd eine feine Vene treffen will, hat nicht immer gleich Erfolg. Je öfter Sie messen, umso sicherer werden Sie. Und Ihre Ruhe und Sicherheit überträgt sich auch auf Ihre Katze.


    Was soll ich tun, wenn meine Katze nicht still halten will?

    Manche Katzen, gerade die etwas ängstlichen, müssen sich erst an dieses neue "Hobby" ihres Menschen gewöhnen. Wenn nötig, lassen Sie ihnen dazu ein, zwei Tage Zeit. Katzen lernen sehr schnell. Spielen Sie dazu öfters mit dem Katzenohr, reiben Sie es zwischen den Fingern, so als würden Sie mit dem Homemonitoring beginnen. Zögern Sie allerdings nicht zu lange. Ihre Katze benötigt schnellstmöglich Insulin. Und eine Insulintherapie ohne Homemonitoring ist und bleibt ein gefährlicher Blindflug!

    Schaffen Sie eine ruhige, ungestörte Atmosphäre bei den ersten Messversuchen. Mussten Sie die Katze erst mit dem Besen unter dem Bett hervor jagen, ist das kein geeigneter Augenblick. Sperren Sie andere anwesende Tiere am besten so lange aus dem Raum bis Sie das Homemonitoring sicher beherrschen. Neugierige Nasen behindern Sie nur. Bleiben Sie ruhig, auch wenn es nicht gleich klappt. Nervosität überträgt sich sehr schnell auf Ihre Katze.

    Wenn Sie zu zweit sind, lassen Sie sich den Patienten anfangs von Ihrem Partner oder Ihrer Partnerin halten. Sind Sie allein, knien Sie sich am besten auf den Boden und nehmen die Katze zwischen die Beine. So kann sie weder seitlich noch nach hinten ausweichen. Reicht das nicht aus, wickeln Sie sie in eine dünne Decke oder ein Badetuch. Die Decke wird dabei erst wie ein Lätzchen von vorn um den Katzenhals geschlungen und über den Rücken gekreuzt. Auf die gekreuzten Enden knien Sie sich. Heben Sie die Katze vorn kurz an, so dass sie mit den Vorderpfoten auf der Decke vorn unter dem Hals zu stehen kommt. Nun kann sie auch die Vorderpfoten nicht mehr zur Abwehr benutzen und nicht weglaufen. Diese Maßnahme ist jedoch nie lange nötig.

    Belohnen Sie die Katze nach erfolgter Messung! Ist gerade Futterzeit, freut sie sich wahrscheinlich über eine gefüllte Futterschale am meisten. Ansonsten sollte sie mit kleinen Leckerbissen ohne Zuckerzusatz, Streicheleinheiten und Zuwendung belohnt werden.

    Vermeiden Sie, die Katze auszuschimpfen oder gar anzuschreien. Strafen funktionieren bei Katzen nicht.
    Geben Sie jedoch auch nicht einfach nach, wenn Madame/Monsieur zu gehen geruht. Auch Katzen testen ihre Grenzen aus. Zeigt sich, dass ein möglichst widerspenstiges Verhalten Erfolg verspricht, gibt es keinen Grund, dieses zukünftig wieder zu ändern.
    Der Dickkopf des Halters sollte immer größer sein als der der Katze.



    Wie oft sollte ich den Blutzucker messen?

    Gerade in der Einstellungsphase ist die tägliche, mehrmalige Messung wichtig. Denn nur wer kontrollieren kann, wie sich eine bestimmte Dosis bzw. eine Änderung der Dosis auf den Blutzucker des Patienten auswirkt, kann auch weiterhin richtig agieren. Das tage- bis wochenlange "blinde" Verabreichen von Insulin, ohne überhaupt zu wissen, was es im betroffenen Organismus bewirkt, führt zu keinem zufriedenstellenden Ergebnis. Leider wird auch in neuesten tiermedizinischen Fachbüchern empfohlen, den Blutzucker nach einer Insulinanpassung erst in sieben bis zehn Tagen oder sogar vier Wochen in einem einzigen Tagesprofil zu kontrollieren. Diese wenig hilfreiche Empfehlung dürfte, anstatt medizinischen Belangen Rechnung zu tragen, eher aus der Tatsache entstanden sein, dass viele Tierärzte und -halter kein Homemonitoring kennen oder praktizieren und die tägliche Blutzuckerkontrolle in der Praxis unmöglich ist. (Siehe hierzu: Wie nützlich ist ein Tagesprofil beim Tierarzt, wenn ich zu Hause den Blutzucker nicht selbst bestimmen möchte?, Wie erkenne ich eine Gegenregulation oder Insulinresistenz?)

    Zu Beginn der Therapie liegen noch keinerlei Erfahrungswerte vor. Jede Katze reagiert individuell auf eine bestimmte Dosis. Auch kommt es anfangs nicht selten zu größeren Blutzuckerschwankungen unter der gleichen Dosierung. Deshalb ist ein grober Überblick über mehrere Tage viel aussagekräftiger als ein einzelnes Tagesprofil in der Woche.

    Wir orientieren uns hier strikt an der in diesem Punkt viel fortschrittlicheren Humanmedizin:
    Zitat: "Wie oft testen: mindestens 4-mal täglich", bzw. "vor jeder Injektion".
    (Aus "Diabetologie in Klinik und Praxis", Hellmut Mehnert, Eberhard Standl, Klaus-Henning Usadel, Hans-Ulrich Häring, 5. Auflage, Thieme Verlag, 5. Auflage, Seite 147, Tabellen)

    Für eine optimal verlaufende Einstellungsphase empfehlen wir unseren Kunden deshalb, nach Möglichkeit alle vier bis sechs Stunden zu messen - z.T. mit einer längeren Pause in der Nacht. Denn eine Tageskurve wird erst durch vier Punkte einigermaßen fest definiert.


    Wie sieht Ihrer Meinung nach die Kurve aus, die die drei gemessenen Punkte verbindet?

    Diese Frage wird meist mit der hier abgebildeten Kurve beantwortet.

    Leider ist die einfachste Lösung nicht immer die einzig mögliche. Genauso gut hätte die Kurve wie nebenstehend verlaufen können - durch einen Somogyi-Effekt fallen die Werte und steigen dann steil wieder an. Deshalb ist eine Kurve mit mindestens vier definierten Punkten sicherer.

    Auf diese Weise kommt bald ein stattlicher Pool an Erfahrungswerten zusammen, der für eine optimale Einstellung unerlässlich ist. Wenn die Werte alle zur etwa gleichen Zeit genommen werden, lassen sie sich optimal miteinander vergleichen. Berufstätige sollten dazu die Zeit am Morgen, am Abend und am Wochenende nutzen. Messungen alle zwei Stunden sind nur im Ausnahmefall (z.B. bei hohen Ketonkörpern oder Hypoglykämiegefahr) nötig.

    Mit einer zunehmend besseren Einstellung kann auch die Anzahl der Blutzuckerkontrollen etwas reduziert werden. Zumindest eine zusätzliche Messung zur täglichen Nadirzeit empfehlen wir jedoch auch unseren gut eingestellten Patienten. Nachts kann man dafür dann umso besser schlafen.

    Lebenslang Pflicht bleiben die Messungen unmittelbar vor der Spritze. Nur so kann man verhindern, dass bei einem unverhofft zu tiefen Wert das Insulin überdosiert wird. Auch eventuell notwendige Dosisreduktionen und Remissionen werden ohne diese Messungen nicht erkannt.



    Ist das Homemonitoring nicht "Tierquälerei"?

    Gegenfrage: Wie oft haben Sie schon eine Katze beim Homemonitoring beobachten können? Denn dieses Argument wird fast immer nur von Menschen vorgebracht, die Homemonitoring noch nie live erlebt haben.

    Homemonitoring ist für die Katze i.d.R. kein Problem - leider ganz im Gegensatz zu so manchem Tierhalter, der sich erst überwinden muss. Eine Ausnahme sind nur scheue Katzen, die sich nicht vom Menschen anfassen lassen. Diese aber haben Angst vor dem Menschen - nicht vor dem Homemonitoring. Die Katze lernt schnell, dass der winzige Stich ins Ohr nun zur alltäglichen Routine gehört - vor allem, wenn es hinterher noch eine Belohnung gibt. Viele Tierhalter berichten sogar, dass ihre Katze von allein zur fälligen Zeit zum Messen kommt, also z.B. auf den dazu immer genutzten Stuhl springt.

    Auch in der Humanmedizin sind die täglichen Messungen Pflicht. (Siehe: Wie oft sollte ich den Blutzucker messen?) Wären diese sehr schmerzhaft, würden sich wohl nur wenige Patienten dazu überwinden können. Natürlich können Homemonitoring-Gegner nun argumentieren: "Ja, der Mensch - der weiß ja auch, warum er das tun muss. Das Tier aber nicht!" Dann müsste man in der Humanmedizin jedoch auch Kinder oder Demente vor dieser "Quälerei" verschonen. Denn auch diese sehen sicherlich nicht immer ein, wozu die Blutzuckerkontrollen nötig sind... Warum also tut man den "armen Patienten" so etwas an? Warum verschont man nicht einmal Tiere oder Kinder?

    Ganz einfach: Weil die Folgen einer mangelhaften Diabeteseinstellung für die Betroffenen sehr schnell zur wirklichen Qual werden können!

    Mit einem winzigen Stich durch die Haut erkauft sich der Patient die Möglichkeit trotz Diabetes:

    • noch lange mit gesunden Nieren leben zu können
    • nicht plötzlich an einer Ketoacidose zu erkranken und trotz aller medizinischen Maßnahmen zu sterben
    • nicht in eine plötzliche Hypoglykämie zu fallen und unbeobachtet unter Krämpfen zu sterben
    • nicht wochen- oder monatelang "dank" hoher oder stark wechselnden Werte Ãœbelkeit, Kopfschmerzen, ständigen Heißhunger und übermäßigen Durst erleiden zu müssen
    • unter oben genannten Symptomen apathisch auf den nächsten Tag zu warten
    • sondern noch viele Jahre mit guten Blutzuckerwerten das Leben in seiner ganzen Pracht genießen zu können!

    • Ãœberwinden Sie sich! Ihrer Katze zuliebe!



    Kann ich den Blutzucker nicht auch per Urinteststreifen kontrollieren?

    Bevor Homemonitoring in der Tiermedizin Einzug hielt, war das Testen der Glukose über den Urin die einzige Möglichkeit, den Patienten zu Hause zumindest grobmaschig zu beobachten. Leider ist diese Methode aus vielen Gründen ungeeignet und durch die Möglichkeit der Blutzuckerkontrollen veraltet:

    Urinteststreifen sind für die Überwachung einer diabetischen Katze völlig unzureichend. Wird kein Zucker angezeigt, droht theoretisch jederzeit Lebensgefahr durch zu tiefe Werte und eine Unterzuckerung. Schlägt das Messfeld dagegen positiv an, war der Blutzucker vor gut drei, vier Stunden höher, als eine gute Einstellung das zulassen würde. Wie der Zuckerwert in diesem Moment wirklich aussieht, bleibt jedoch ein Rätsel



    Warum hat mir mein Tierarzt das Homemonitoring nicht empfohlen?

    Homemonitoring ist das wohl sensibelste Thema der Katzen-Diabetologie. Denn gerade hier prallen ganz unterschiedliche Interessen aufeinander:

    Das Thema Homemonitoring wird deshalb von Tierärzten häufig ignoriert oder nur sehr vorsichtig angesprochen. So auch der Rat in einschlägigen, modernen Fachbüchern:

    Zitat: "Nach der Diagnose eines Diabetes mellitus sollte der Tierarzt eine bestimmte Internetadresse empfehlen, um festzustellen, ob der Tierhalter an einer selbstständigen Überwachung des Blutzuckerspiegels zu Hause interessiert ist."
    (Aus „Innere Medizin der Kleintiere“, Herausgeber Richard W. Nelson, C. Guillermo Couto, Elsevier Verlag 2009, Seite 821) (Gemeint ist hier wahrscheinlich das amerikanische Laiendiabetesforum "Feline diabetes message board".)

    Das heißt, dass Tierhalter häufig Homemonitoring nur gezeigt bekommen, wenn sie aktiv danach fragen, z. B. weil sie im Internet davon gelesen haben. Die Angst, den Tierhalter zu überfordern oder letztlich sogar als Patientenhalter für diese Tierarztpraxis zu verlieren, spielt hier die entscheidende Rolle - und nicht die Belange des Patienten.

    Für angestellte Tierärzte ist das Thema noch brisanter. Verärgert der Angestellte einen lernresistenten, aber langjährigen Patientenhalter, bedeutet das i.d.R. Ärger mit dem Vorgesetzten. Angestellte Tierärzte haben oft sehr wenig persönliche Entscheidungsfreiheit, sondern strikte Vorgaben, was sie anbieten dürfen und was nicht. Selbst wenn sie für die eigene Diabeteskatze ein geeignetes Insulin und kohlenhydratarmes Futter mit einem NfE unter 10% nutzen, dürfen sie dergleichen für die Patienten im Praxisklientel noch lange nicht empfehlen...

    Dabei ist die Angst vor überzogenen Tierhalterreaktionen nicht einmal unbegründet. Denn verständlicherweise schrecken viele Tierhalter erst einmal davor zurück, ihre Katze mehrmals täglich ins Ohr zu stechen. Bisher waren Spritzen, Infusionen etc. immer Sache des Tierarztes. Jetzt musste man schon das Spritzen erlernen, was anfangs schon einige Überwindung kosten kann... Und nun soll man "die arme Katze noch mehr quälen"... So oder ähnlich mögen die Gedankengänge des Tierhalters aus dem Bauch heraus sein. Denn noch weiß er nicht um die Folgen seiner ablehnenden Haltung für den Patienten.

    Zeigt der Tierarzt zwar Verständnis für die anfänglichen Ängste des Tierhalters, klärt aber präzise und bestimmt über die medizinische Notwendigkeit bzw. über die Folgen eines verweigerten Heimmonitorings auf, lassen sich nach unserer Erfahrung die meisten Tierhalter relativ schnell umstimmen. Bekommen sie dann auch noch gezeigt, wie einfach das Homemonitoring funktioniert, steht einer optimalen Diabetestherapie i.d. R. nichts mehr im Wege. Denn schließlich geht es um das Leben des Patienten. Wer seine Katze wirklich liebt, wird sich überwinden.

    Natürlich gibt es auch Tierhalter, die sich strikt verweigern. Und auch wir sind ratlos, wie man den davon betroffenen Patienten helfen könnte. Sie haben leider keine Chance... Wir sind jedoch überzeugt, dass viel mehr Tierhalter Homeomonitoring durchführen würden, wenn der Tierarzt sie vom ersten Tag an dazu auffordern und über die Wichtigkeit informieren würde. Tierärzte kommen Ihrer Verantwortung hier oft noch nicht ausreichend nach.

    Letzte Änderung 15.07.2017


Zweitmeinung
Persönlich oder telefonisch... Mehr...
Therapiebegleitende Beratung
Wir helfen rund um die Uhr. Mehr...
Sprechzeiten
und Kontaktdaten finden Sie hier.



Hinweis zum Datenschutz Impressum/Disclaimer