Warum ist meine Katze dehydriert?
Welche Infusionslösungen gibt es wofür?
Was benötigt man für eine Infusion?
Wie bereite ich eine Infusion vor?
Wie gehe ich bei der Infusion der Reihe nach vor?
Wie viel Flüssigkeit sollte pro Tag verabreicht werden?
Was wenn meine Katze nicht still halten will?
Was passiert mit der restlichen Infusionsflüssigkeit?
Wo kann ich mir das Infundieren einmal ansehen?
Wie unsere Kunden uns beurteilen lesen Sie hier.
Die Dehydrierung selbst ist keine Krankheit. Sie ist ein Symptom, welches bei anderen vorliegenden Erkrankungen wie z. B. Diabetes, Ketoazidose, Niereninsuffizienz, FIV- und FeLV, Durchfall oder sonstigen Infektionen auftreten kann. Auch viele ältere Patienten leiden unter einer leichten Dehydration.
Als äußere Anzeichen für eine fortgeschrittene Exsikkose gelten ein schlechtes, struppiges Fell und eine derbe bis lederartige Haut. Katzenhalter können selbst überprüfen, ob ihre Katze ausgetrocknet ist, indem sie eine Hautfalte im Nacken anheben. Die Haut sollte sich, nach dem Loslassen, schnell wieder in die alte Position zurückbewegen. Bleibt die Hautfalte stehen oder bewegt sie sich nur allmählich zurück, ist die Katze bereits stärker dehydriert. Eine exaktere Auskunft ergibt eine Blutprobe, die auch frühe Stadien der Exsikkose erfassen kann.
Die Ursachen für die Austrockung liegen beim Diabetes mellitus vor allem in einem gestörten Wasserhaushalt durch die Osmolarität der mit dem Urin ausgeschiedenen Glukose. Diese bindet Flüssigkeit und sorgt so für eine vermehrte Urinausscheidung (Polyurie). Eventuell vorhandene Ketonkörper verstärken diesen Effekt noch. Dem Organismus geht auf diese Weise mehr Flüssigkeit verloren, als er entbehren kann - es kommt zur Austrocknung. Eine Exsikkose ohne Therapie kann lebensgefährlich werden.
Bei Niereninsuffizienzpatienten entsteht die Exsikkose durch das mangelnde Vermögen der erkrankten Nieren den Harn zu konzentrieren. Auch diese Patienten scheiden viel mehr Flüssigkeit aus als ein gesundes Individuum. Der Durchfallpatient verliert die Flüssigkeit mit dem Stuhl. Bei Infektionen kann der Wassermangel z.B. durch eine erhöhte Körpertemperatur (Fieber) und verminderte Nahrungs- und Wasseraufnahme verursacht werden.
Abhilfe schaffen Infusionen. Hierbei muss man zwischen intravenösen und subkutaneneFlüssigkeitsgaben unterscheiden:
Subkutane Infusionen
- dauern nur wenige Minuten,
- wirken mit einigen Stunden Verzögerung,
- sind für den Kreislauf weniger belastend als intravenöse Gaben,
- können vom Tierhalter zu Hause durchgeführt werden,
- ein stationärer Aufenthalt des Patienten ist nicht nötig.
Intravenöse Infusionen
- dauern bis zu mehrere Stunden,
- wirken sofort,
- dürfen aufgrund von möglichen Kreislaufproblemen nur vom Tierarzt durchgeführt werden,
- erzwingen einen stationären Aufenthalt des Patienten (Stress).
Liegt kein akuter, lebensbedrohlicher Zustand vor bzw. kommt es nicht darauf an, ob die Infusion sofort oder mit etwas Verzögerung wirkt, kann mit einer subkutanen Flüssigkeitsgabe der gleiche therapeutische Effekt erzielt werden, wie mit einer intravenösen Gabe.
Da Infusionen je nach Schweregrad der Austrocknung oder Erkrankung zweimal wöchentlich bis zu zweimal täglich angewandt werden müssen, ist die Verabreichung zu Hause die bessere und für die Katze auf jeden Fall schonendere Alternative.
Voraussetzung ist jedoch ein herzgesunder Patient. Bei nur leichter Herzerkrankung werden Infusionen meist problemlos vertragen. Der Tierarzt muss jedoch informiert sein und der Behandlung zustimmen. Bei fortgeschrittenen, dekompensierter Herzerkrankung sollten die Infusionen nur nach Rat des Kardiologen und unter strenger Aufsicht erfolgen.
Als Infusionsflüssigkeit kommen drei Lösungen in Frage:
Bei der Wahl der Infusionslösung kommt es vor allem auf die Elektrolyte im Blut an. Sind diese Werte unbekannt, sollte NaCl verwendet werden.
Beim Diabetes und vor allem bei einer Ketoazidose darf kein Ringer-Lactat verwendet werden, da es die Ketonkörperbildung verstärken kann.
Im Handel sind Infusionsflaschen aus Glas und aus Plastik erhältlich. Bei Glasflaschen benötigt man einen Infusionsständer oder eine dazugehörige Halterung. Glasflaschen haben den Vorteil, dass sie sich beim Heraustropfen der Flüssigkeit nicht verformen und die Infusionsmenge leichter ablesbar ist. Plastikflaschen hingegen besitzen am Boden eine Öse, so dass man sie mit Hilfe eines Hakens überall aufhängen kann. (Bild 1)
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An einem Haken aufgehängte Infusionsflasche | Butterfly-Kanüle |
Um zu infundieren, werden folgende Utensilien benötigt. Sie sind beim Tierarzt oder in der Apotheke rezeptfrei erhältlich:
Butterflykanülen haben den Vorteil, dass sie bei einer unruhigen Katze niemals tiefer als beabsichtigt eindringen können. Sie werden bis zum Anschlag subkutan eingeführt und machen das Infundieren gerade für Anfänger zu einer sicheren Sache. Bei normalen Kanülen darf die Nadel nur etwa bis zur Hälfte unter die Haut geschoben werden. Wer noch niemals eine Infusion verabreicht hat, oder eine unwillige Katze infundieren muss, ist deshalb mit den etwas teureren Butterflynadeln besser beraten.
Bitte infundieren Sie Ihre Katze niemals mit frisch gekühlter Lösung aus dem Kühlschrank oder im Winter aus einem ungeheizten Zimmer!
Bild 3: Gummistopfen der Infusionsflasche.
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Anschließen des Infusionsgeräts | Regler am Infusionsgerät |
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Halb eingestochener Dorn des Infusionsgerätes | Die Tropfkammer sollte etwa halb gefüllt sein |
Egal ob Sie den Patienten auf dem Boden oder auf einer erhöhten, bequemeren Stelle, wie z.B. dem Tisch oder Sofa infundieren, wichtig ist, die Flasche in Reichweite, jedoch in erhöhter Position aufzuhängen. Ist die Katze sehr temperamentvoll, oder hat sie noch niemals eine Infusion bekommen, ist es anfangs einfacher zu zweit zu infundieren: Eine Person hält die Katze fest und lenkt sie ab. Die andere bedient den Schieberegler und passt auf, dass die Nadel nicht aus der Haut herausrutscht. Kurzzeitig kann bei schwierigen Patienten auch das Einwickeln in eine Decke oder die Verwendung eines Untersuchungsbeutels (z.B. Buster-Vet-Untersuchungsbeutel) hilfreich sein. Später, wenn der Vorgang für für Katze und Tierhalter bekannt ist, ist eine subkutane Infusion i.d.R. auch alleine möglich.
Nach Entfernen der Schutzkappe führt man die Nadel subkutan (unter die Haut) ein. Infundiert wird, genau wie bei der Verabreichung einer Spritze, grundsätzlich nur in die Flanken, genauer gesagt zwischen Ellenbogen und Kniegelenk - mindestens jedoch 3 cm von der Wirbelsäule entfernt. Man kann die Injektionsstellen auch mit der Sattellage beim Pferd vergleichen - natürlich mit Ausnahme der Wirbelsäule.
Infusionen in den Nacken und den Bereich zwischen den Schulterblättern sind aufgrund der Fibrosarkomgefahr (bösartiger Bindegewebskrebs) absolut tabu! Bitte gestatten Sie auch Ihrem Tierarzt keine Infusion in dieser Lokalisation! (Mehr Info hierzu unter: Wohin muss ich meine Katze spritzen?)
Die Nadel sollte immer parallel zur Körperoberfläche gehalten und ebenso eingeführt werden. Niemals darf im 90°-Winkel zur Haut gestochen werden! Nur so ist sichergestellt, dass die Kanüle nicht in Muskeln eintreten kann, was sehr schmerzhaft für den Patienten wäre. Bilden Sie dazu ein Zelt mit den Fingern, bzw. eine Falte, in die Sie die Nadel in Längsrichtung einführen, damit sie nicht am anderen Ende wieder herausragt. Ist die Nadelspitze relativ beweglich, liegt die Nadel subkutan und somit in richtiger Position. Beim Einführen der Kanüle stechen Sie bitte kurz und beherzt zu. Ein kurzer, schneller Ruck ist für den Patienten kaum schmerzhaft. Ein vorsichtiges, zögerliches Bohren erträgt niemand gern.
Butterflynadeln werden komplett bis zum Anschlag eingeführt, normale Spritzenkanülen nur etwa zur Hälfte, also ca. drei bis vier Zentimeter. Dabei sollte, wie es medizinisch heißt "dorsal-ventral" gestochen werden. Mit anderen Worten stechen Sie bitte vom Rücken (lat. Dorsum) in Richtung Bauch (lat. Venter), also von oben nach unten. Denn sonst reißt die Schwerkraft des anhängenden Schlauches die Kanüle beim Loslassen der Kanüle von allein wieder heraus.
Sitzt die Nadel, was nach etwas Übung innerhalb von Sekunden geschieht, wird der Schieberegler geöffnet und die Infusion beginnt. Bei den ersten Infusionen sollten Sie - oder Ihr Partner - den Patienten dabei gut festhalten. Die anflutende Flüssigkeit erschreckt manche Katzen, so dass sie sich mit einem Satz entfernen möchten.
Sollte die Infusionslösung anfangs nur sehr langsam oder gar nicht tropfen, genügt oft schon eine leichte Bewegung an der Nadel (anheben, etwas zur Seite drücken, zwei, drei Millimeter herausziehen oder etwas tiefer stechen). Falls das nichts hilft, wurde möglicherweise intrakutan (Nadelspitze innerhalb der Hautschichten) gestochen. Die Nadel muss dann noch einmal neu plaziert werden.
Je nach Tropfgeschwindigkeit dauert eine Infusion normalerweise ca. 5 Minuten. Da sich die Katze während dieser Zeit so wenig wie möglich bewegen sollte, kann es sinnvoll sein, die Infusion nach einer Mahlzeit vorzunehmen, wenn sie satt und träge ist oder schläft. Auch das Infundieren während der Nahrungsaufnahme hat sich bei einigen Patienten bewährt. Sie sind dann abgelenkt und registrieren die Infusion nicht.
Ist die gewünschte Menge verabreicht, wird der Schieberegler erst geschlossen und dann die Nadel entfernt. Mit einem Papiertaschentuch kann man die zum Teil wieder austretende Flüssigkeit aufnehmen. Wurde ein Blutgefäß verletzt (was ab und zu passieren kann und völlig ungefährlich ist), kann die Stichstelle auch etwas nachbluten. Die Blutung kommt innerhalb kurzer Zeit von allein zum Stillstand.
Eine andere Methode, dem Patienten schnell die notwendige Menge an Flüssigkeit zukommen zu lassen, ist der Einsatz einer großvolumigen Spritze (z.B. mit 20 ml Volumen). Diese bekommt man auf Anfrage vom Tierarzt oder in der Apotheke. Auch hier ist auf den richtigen Sitz der Kanüle (subkutan, nicht intramuskulär oder intrakutan) zu achten. Und auch hier lässt es sich zu zweit besser arbeiten als allein. Allerdings reicht eine Injektion hier nicht aus und der Druck unter der Haut nimmt hier wesentlich schneller zu, was für die Patienten meist unangenehmer ist.
Während einer Infusion sollte für eine normalgewichtige Katze (4 bis 6 kg) ca. 80 ml bis 100 ml verabreicht werden. Nur in schweren Fällen (z. B. bei hochgradig veränderten Nierenwerten) sollte die Menge erhöht werden. Die Menge und Häufigkeit sollten immer mit dem Tierarzt abgesprochen werden. Eine Skala an der Infusionsflasche verrät, wie viel infundiert wurde. Wem das zu ungenau ist, kann sich mit einer Infusionswaage behelfen. Eine Flüssigkeitsdepot ("Beule") unter der Haut von ca. 8 cm Durchmesser (ohne Haare gemessen) entspricht ebenfalls in etwa dieser Menge.
Sollte die Katze beim ersten Versuch einer Infusion zu Hause unkooperativ sein, ist das kein Grund sofort wieder aufzugeben. Hier gelten die gleichen Regeln wie beim Hometesting schon erwähnt (Was soll ich tun, wenn meine Katze nicht still halten will?) Manche Katzen sind anfangs verunsichert, wissen sie doch nicht, was noch geschehen wird. Die meisten aber gewöhnen sich schon nach kurzer Zeit daran.
Kater Poose z.B., mit dem ich, Martina Menz, - damals noch als Laie/lange vor meinem Studium - das Infundieren lernte, schlief nach einer kurzen Eingewöhnungsphase einfach weiter... Allerdings habe ich damals zu weit vorn infundiert. Das Flüssigkeitsdepot sollte besser hinter dem Schulterblatt, nach caudal (Cauda lat. Schwanz) verschoben sitzen.
Wichtig ist, dass die Katze keinen Erfolg mit einer eventuellen anfänglichen Abwehr hat. Lernt sie erst einmal, dass Gegenwehr zum gewünschten Ergebnis führt, hat der Halter auf lange Sicht keine Chance. Die meisten Katzen lassen sich nach einer Eingewöhnungszeit problemlos infundieren. Ohne Infusionen hat eine dehydrierte oder auch nierenkranke Katze auf Dauer keine Chance!
Die angebrochene Infusionsflasche kann jederzeit weiter verwendet werden, solange sich die Flüssigkeit nicht trübt oder sonstig verändert. Länger als zwei, höchstens aber drei Wochen sollte sie jedoch nicht genutzt werden. Dass für jede Infusion eine neue sterile Nadel verwendet werden muss, versteht sich von allein. Das Infusionsset (Plastikschlauch und Tropfkammer) wird mit jeder neuen Flasche gewechselt. Eine Aufbewahrung der angebrochenen Flasche im Kühlschrank ist nicht notwendig.
Auch bei Zimmertemperatur kann die Lösung vor dem Infundieren noch einmal aufgewärmt werden. Geschieht dies im Wasserbad, ist unbedingt zu beachten, dass das Ventil der Tropfkammer niemals mit dem unsterilen Wasser im Topf in Berührung kommt. Sollte unsteriles Wasser in die Tropfkammer eindringen, wird die gesamte Infusionslösung damit unbrauchbar. Das noch kalte Wasser aus dem Schlauch kann jeweils vor Beginn abgelassen werden.
Wenn Sie selbst noch nie infundiert haben, lassen Sie sich diesen Vorgang am besten einmal kurz von Ihrem Tierarzt zeigen. Da auch viele andere Katzenhalter ihre Tiere infundieren, ist es auch möglich, sich dort Hilfe zu suchen.
Leider raten einige Tierärzte prinzipiell davon ab, zu Hause zu infundieren. Einige trauen es dem Tierhalter nicht zu, andere bangen um ihre Einnahmequelle. In einem solchen Fall kann es nicht schaden eine zweite Meinung einzuholen, denn wenn der Halter selbst infundieren kann, erspart das dem Patienten viele stressige Tierarztbesuche.
Letzte Änderung 12.07.22