Alles über Katzendiabetes - Tierärztliche Hilfe für Halter mit Diabeteskatze



Was unterscheidet den Stoffwechsel der Katze von dem anderer Spezies?

Schneller Stoffwechsel:

In der Biologie gibt es eine feste Regel: Je größer ein Tier, umso langsamer sein Stoffwechsel. Das ist sogar innerhalb der gleichen Spezies von Entscheidung: So hat ein menschlicher Säugling eine Herzfrequenz von ca. 120 Schlägen pro Minute. Der erwachsene Mensch bringt es dagegen nur noch auf ca. 70 Schläge pro Minute - sein Stoffwechsel ist damit bedeutend langsamer. Dem Herzen der kleinen Maus kann man mit über 450 Schlägen pro Minuten akustisch kaum noch folgen... Und die Katze gleicht in Größe und Herzfrequenz in etwa dem Säugling mit 120 Schlägen pro Minute. Ein erwachsener Mensch und eine erwachsene Katze sind somit nicht vergleichbar.

Das ist auch der Grund, warum Medikamente, wie z.B. das Insulin, bei verschiedenen Spezies verschieden lange wirken. Denn der Stoffwechsel entscheidet, wie schnell ein Wirkstoff abgebaut und damit wirkungslos wird (Siehe hierzu: Wie häufig muss das Insulin gespritzt werden?).

Hoher Proteinbedarf, kein Zuckerbedarf, kaum Fettbedarf:

Katzen haben sich auf Proteine als Energielieferanten spezialisiert. Bei ihnen erfolgt die Gluconeogenese - also die Synthese von Glukose im Körper - maßgeblich aus Proteinen. Das unterscheidet sie auch vom Hund, der weniger Proteine, dafür aber mehr Kohlenhydrate benötigt. Bei Katzen beträgt die durch natürlich aufgenommene Nahrung zugeführte Kohlenhydratmenge gerade mal ca. 1 bis 2%. Das erklärt auch, warum ihr einige Verdauungsenzyme fehlen, die für die Verwertung von Kohlenhydraten nötig sind und die der Hund besitzt. Eine erwachsene Katze benötigt deshalb - im Gegensatz zum Hund - keine Kohlenhydrate im Futter, also z.B. keine Reisbeimengungen oder Zuckerzusätze im täglichen Dosenfutter. Auch ihr Insulinbedarf und die für sie geeignete Insulinkombinationen unterscheiden sich dadurch vom Hund. (Siehe hierzu: Ist Caninsulin für meine Katze geeignet?)

Ein zu hoher Kohlenhydratanteil im Trockenfutter erklärt auch, warum einige Katzen, die nicht an Trockenfutter gewöhnt sind, mit Durchfall auf eine plötzliche Trockenfuttergabe reagieren. Denn handelsübliches Trockenfutter beinhaltet ca. 40 bis 60% Kohlenhydrate und ist damit auch für gesunde Katzen kaum empfehlenswert. Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um "hochwertige Markenfutter" bzw. Futtermittel "exklusiv vom Tierarzt" oder das günstige Trockenfutter vom Discounter handelt. Wer seine Katze ausschließlich mit Trockenfutter ernährt, geht ein großes Risiko ein. Durch die erhöhte Energiezufuhr werden die betroffenen Tiere im Alter sehr oft adipös, was dann Folgeerkrankungen wie z.B. einen Diabetes mellitus nach sich ziehen kann.

Fette spielen für die Katze keine große Rolle. Sie verträgt sie zwar recht gut, benötigt sie aber (mit Ausnahme der Arachidonsäure als essentielle Fettsäure) nicht wirklich. Ein Zuviel führt hier zur Gewichtszunahme, Durchfall oder Fettstühlen.

Essentielle Aminosäuren:

Die Spezialisierung auf Proteine bringt noch eine weitere Besonderheit im Stoffwechsel der Katze mit sich. Bei der Verwertung von Proteinen entsteht Ammoniak. Und um diesen ausscheiden zu können, wird Arginin, eine Aminosäure, benötigt. Da bei der Katze durch die eiweißreiche Ernährung sehr viel Ammoniak anfällt, ist sie auf eine Arginin-Zufuhr von außen angewiesen, denn die körpereigene Argininsynthese allein reicht nicht aus. Zum Glück ist das kaum kein Problem, denn Arginin ist eine häufige Aminosäure (z.B. in Hühnerfleisch) und es kommt hier bei normaler Ernährung nicht zum Mangel.

Da Katzen, im Gegensatz zu anderen Spezies, ihre Gallensäuren ausschließlich mit der Aminosäure Taurin konjugieren, sind sie auf deren Aufnahme ebenfalls angewiesen. Gerade diese Besonderheit hat sich inzwischen bei vielen Katzenhaltern herumgesprochen. Frühere Katzenfutter waren in dieser Hinsicht mangelhaft, weil man von dieser Notwendigkeit noch keine Kenntnis hatte. Doch die Angst vor einem Taurinmangel ist heute unbegründet. Alle gängigen Fertigfutter enthalten ausreichend Taurin. Nur wer selber kochen möchte, sollte diese Besonderheit sowie den hohen Bedarf an Methionin und Cystin beachten. Es gibt hierfür handelsübliche Zusätze, die alle notwendigen Aminosäuren, Spurenelemente, Vitamine etc. fürs Katzenfutter enthalten.

Diabeteskatzen können unter Umständen bei zu hohen Blutfettwerten von der zusätzlichen Verabreichung von Taurin profitieren. Allerdings gibt es hierfür noch keine gesicherten Studien.

Geringer Wasserbedarf:

Katzen stammen aus trockenen Savannengebieten. Sie haben sich dort an das wenige zur Verfügung stehende Wasser angepasst und können dieses optimal nutzen. Sie müssen deshalb weniger trinken als z. B. Hunde oder Menschen. Ihren Flüssigkeitsbedarf decken sie zu einem Großteil aus ihrer Beute, denn Mäuse, Vögel etc. bestehen zu ca. 80 bis 90 % aus Wasser. (Trotzdem muss natürlich jede Katze jederzeit Zugang zu Wasser haben.)

Katzen mögen fließendes Wasser. Das häufige Lecken am Wasserhahn kann allerdings auch krankheitsbedingt sein - z.B. beim Diabetes oder einer Niereninsuffizienz.

Bei ausschließlicher Trockenfütterung aber ist das Verhältnis umgekehrt. Hier enthält das Futter nur noch ca. 10 % Flüssigkeit. Die Folge ist, dass die Katze zwar mehr trinkt - jedoch ohne den Mangel auf Dauer kompensieren zu können. In jungen Jahren führt das häufig zu Problemen mit dem Harntrakt, zu Harngrieß oder Harnwegsinfekten bis hin zu Blasensteinen und einer Penisamputation. Im Alter kommen dann nicht selten unheilbare Nierenschäden hinzu. Insuffiziente Nieren können den Urin nicht mehr richtig konzentrieren und scheiden mehr Flüssigkeit aus, als die Katze entbehren kann. Das veranlasst diese, dann noch mehr zu trinken, trotzdem trocknet der Organismus am Ende mehr und mehr aus.

Eine gesteigerte Flüssigkeitsaufnahme bei der Katze ist somit kein positives Zeichen, wie von Tierhaltern oft fälschlicherweise angenommen wird. Eine gesunde Katze sieht man nur selten trinken. Polydipsie ist ein Krankheitszeichen! Oft verbergen sich dahinter eine Nierenerkrankung oder ein Diabetes mellitus.

(Siehe hierzu auch: Klinische Diätetik für Kleintiere, Band 1)

Katzen benötigen kaum Kohlenhydrate in ihrer Nahrung - nur 1 bis 3% sind ausreichend.
Herkömmliche Trockenfutter beinhalten bis zu 60% Kohlenhydrate, was zu Fettleibigkeit und Diabetes führen kann. Weiterhin verursacht Trockenfutter aufgrund des Flüssigkeitsmangels häufig Probleme mit den Harntrakt.
Trockenfutter insgesamt und Nassfutter mit hohem Kohlenhydratgehalt sind für Katzen ungesund.

Letzte Änderung 28.05.2022


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