Was ist ein Harnwegsinfekt bzw. eine Cystitis/Blasenentzündung?
Wie kann der zur Untersuchung nötige Katzenurin gewonnen werden?
Wie wird ein Harnwegsinfekt bzw. eine Cystitis diagnostiziert?
Was ist ein Antibiogramm?
Was genau sollte beim welchem Labor beauftragt werden?
Wie wird eine Cystitis behandelt?
Kann es unter Antibiotikatherapie zu Resistenzen und damit zu Rezidiven (Wiederauftreten der Erkrankung) kommen?
Wie lange darf eine Antibiotikum-Therapie längstens dauern?
Sind Depot-Antibiotika mit wochenlanger Wirkung sinnvoll?
Was kann man gegen Harnsteine bzw. -kristalle tun?
Wie unsere Kunden uns beurteilen lesen Sie hier.
Harnwegsinfekte inkl. Cystitiden (Blasenentzündungen) werden zu den Erkrankungen des unteren Urogenitaltrakts gerechnet - aus dem Englischen auch FLUTD genannt: "feline lower urinary tract disease". Häufig werden sie durch Bakterien verursacht, welche sich im Harn und der Schleimhaut der Blase vermehren. Beim Diabetiker begünstigen hohe Blutzuckerwerte eine bakterielle Infektion ebenso, wie ein geschwächtes Immunsystem, unter dem alle chronisch kranken Patienten leiden. Ab einem Blutzuckerwert von ca. 200 mg/dl wird Glukose über die Niere ausgeschieden. Somit enthält der Urin diabetischer Patienten - je nach Einstellungserfolg - ständig oder zumindest häufig Glukose, welche auch diversen Bakterienstämmen als Nahrung dient. Meist folgen die Bakterien einfach der "süßen Spur" und steigen von außen über die Harnröhre bis zur Blase auf. Fäkal- oder Hautkeime sind hier der häufigste Befund.
Die in der Harnblase von diabetischen Patienten vorherrschenden Bedingungen - Wärme, Feuchtigkeit und Glukose als Nährstoff - ähneln denen eines Labor-Brutschranks und sind somit optimal für bakterielles Wachstum geeignet. Eine umfassende Urindiagnostik ist deshalb schon bei der Diagnosestellung unbedingt anzuraten.
Weitere Kontrollen in mehrwöchigen Abständen sind auch nach negativen Befund sinnvoll, da diabetische Patienten aus den genannten Gründen prädisponiert für Harnwegsinfekte sind.
Wichtig: Beim diabetischen Patienten fehlen i.d.R. alle Symptome einer Cystitis. Eine sichere Diagnose kann deshalb nur über eine gezielte Harnuntersuchung (Nachweis der Bakterien, Bstimmung der Spezies und Menge, Antibiogramm) erfolgen.
Bei allen Infektionen wirken körpereigene Entzündungsfaktoren als Insulinantagonisten. I.d.R. werden kaum niedrigere Blutzuckerwerte als 300 mg/dl erreicht. Wird die Insulindosis weiter erhöht, kommt es zur i.d.R.Gegenregulation und die Blutzuckerwerte verschlechtern sich. Punktuell treten - vor allem bei zu hohen Insulindosierungen - auch plötzliche "Abstürze" der Blutzuckerwerte bis zu hypoglykämischen Werten auf. Eine geregelte Einstellung bleibt jedoch unerreichbar.
Cystitiden können auch durch Harngrieß oder -steine verursacht werden. Die winzigen Kristalle haben scharfe Kanten, mit der sie der Blasenschleimhaut mikroskopische Verletzungen zufügen, was Bakterien eine Ansiedlung auf der kranken Schleimhaut erleichtert (Siehe: Was kann man gegen Harnsteine bzw. -kristalle tun?).
Zudem verändern die Keime durch Ihren Stoffwechsel den pH-Wert des Urins derart, dass Kristalle ausfallen können und Harngrieß oder -steine entstehen (Siehe: Was kann man gegen Harnsteine bzw. -kristalle tun?).
Neben Überdosierungen sind vor allem Harnwegsinfekte die häufigste Ursache für erfolglose Therapieversuche beim diabetischen Patienten.
Die Cystocentese ist die diagnostisch sicherste Probengewinnungsmethode, da Kontaminationen mit Keimen von außen auszuschließen sind. Sie setzt jedoch eine volle Blase beim Patienten voraus. Da Tierarztbesuche gerade für diabetische Patienten sehr belastend sind (Stress --> erhöhter Blutzucker), empfehlen wir diese Methode hier nur eingeschränkt - z.B. wenn aus anderen Gründen ein Tierarztbesuch stattfinden muss und die Blase dabei den entsprechenden Füllungsgrad aufweist. Das gilt vor allem auch, weil anfangs wöchentlich eine Erfolgskontrolle sinnvoll ist und deshalb häufige Tierarztbesuche zur Cystocentes stattfinden müssten. Die Gewinnung des Urins zuhause durch den Tierhalter (siehe unten) ist für diabetische Patienten häufig die schonendere Alternative.
Wichtig: Eine Narkose oder Sedation des Patienten ist für eine Cystocentes weder nötig noch ratsam.
Die manuelle Entleerung der Blase, also das "Ausdrücken" der Blase auf den Behandlungstisch etc., stellt keine adäquate diagnostische Methode dar.
Nachgewiesen werden hier neben eventuellen Blasenkeimen vor allem die Bakterien des Behandlungstisches. Denn auch bei regelmäßiger Desinfektion können resistente Keime vorhanden sein. So können positive Befund entstehen, obwohl der Patient keinen Harnwegsinfekt hat.
Vor allem aber besteht bei der manuellen Entleerung die Gefahr, dass Urin mit den möglicherweise darin befindlichen Bakterien über die Harnleiter bis zur Niere zurückgestaut wird. Niereninfektionen bis hin zum Tod durch Nierenversagen können die Folge sein.
Nur bei narkotisierten oder bei querschnittsgelähmten Patienten darf die Blase manuell entleert werden. Denn in diesen Fällen ist der Muskeltonus des Schließmuskels durch die vorhandene Nervenschädigung deutlich herabgesetzt, so dass dieser schneller und mit weniger Kraftaufwand öffnet, als beim wachen bzw. gesunden Patienten.
Das manuelle Entleeren ("Ausdrücken") der Blase ist für den Patienten gefährlich und sollte niemals im wachen Zustand erfolgen!
Das Schieben eines Katheters bis zur Blase ist ebenso abzulehnen. Denn einerseits ist diese Prozedur schmerzhaft und i.d.R. nur unter Sedation/Narkose durchführbar. Zum anderen können Keime aus der Außenwelt mit Hilfe des Katheters in die Blase transportiert werden, so dass mit dieser Methode eine Infektion verursacht werden kann.
Auch können vor allem beim männlichen Patienten, dessen Harnröhre besonders lang und dünn ist, Verletzungen beim Legen des Katheters entstehen. Da bei positven Befund wöchtenlich eine Erfolgskontrolle sinnvoll ist, stößt man spätestens hier an die Grenzen des Machbaren. Kein Patient sollte wöchentlich narkotisiert und katheterisiert werden!
Ist kein Tierarztbesuch geplant oder war die Blase zum Zeitpunkt des Tierarztbesuchs nicht genügend gefüllt, kann der Tierhalter auch selbst Urin gewinnen:
Methode 1:
Halten Sie bitte einen Suppen- oder Saucenlöffel für einige Minuten in sprudelnd kochendes Wasser. Hängen Sie den Löffel anschließend so auf, dass er keine anderen Gegenstände berührt, z.B. an einer Wäscheleine. Bitte trocken Sie den Löffel nicht ab! Warten Sie nun, bis Ihre Katze auf Toilette geht, um Urin abzusetzen. Lassen Sie sie ungestört, bis sie zu urinieren beginnt. Erst dann schieben sie ihr vorsichtig den Löffel unter und gewinnen auf diese Weise "Mittelstrahlurin". Intervenieren Sie zu früh, fühlt sich die Katze eventuell gestört und verlässt die Toilette wieder ohne Urin abzusetzen.
Den aufgefangenen Urin (ca. 1 bis 2 ml reichen aus) füllen Sie nun bitte in ein steriles Urin-Röhrchen, welches Sie vorher besorgt haben. Dabei ist jedes steriles Röhrchen geeignet (z.B. Kotröhrchen, Serumröhrchen, Röhrchen für Haarproben etc.). Fragen Sie bitte in Ihrer Apotheke, beim Tierarzt oder Hausarzt nach.
Darüber hinaus werden auch im Handel sterile Urin-Sammelröhrchen angeboten, denen bereits ein speziell geformter, auf das Röhrchen passender Trichter beiliegt, so dass Sie keinen Löffel benötigen.
Methode 2:
Steriles Plastikgranulat.
Säubern Sie die Katzentoilette gründlich und spülen Sie mit reichlich kochendem Wasser nach. Geben Sie nun steriles Plastikgranulat als Streuersatz in die Toilettenschale. Sie können dieses von Ihrem Tierarzt besorgen oder auch im Internet bestellen. Das Granulat saugt Urin - im Gegensatz zur Streu - nicht auf, so dass Sie diesen anschließend mit der beiliegenden Pipette in das ebenfalls beiliegende sterile Röhrchen füllen können. Da der Inhalt der Granulatbeutel recht knapp bemessen ist, ist es für die meisten Katzen ratsam, gleich mehrere Beutel (drei bis vier) Plastikgranulat in die Toilette zu geben - je nachdem, wie intensiv die Katze scharren möchten.
Nachteil der Methode ist, dass die Uringewinnung nicht immer völlig steril erfolgen kann. Kontaminationen von außen (Bakterien an Haaren oder Haut) können nicht gänzlich ausgeschlossen werden. Niedrige Keimzahlen von bis zu 1.000 Baktieren pro ml sind deshalb nicht sicher einer Kontamination von außen oder einem Harnwegsinfekt im Enstehen zuzuordnen. Die uns inzwischen vielfach vorliegenden Ergebnisse haben jedoch gezeigt, dass die Methode trotzdem sehr zuverlässig ist. Das Vorurteil, dass die Probengewinnung durch den Tierhalter stets zu fälschlicherweise kontaminiertem Urin führt, können wir nicht bestätigen.
Das Auffangen des Urins durch den Tierhalter stellt eine stressfreie Alternative zur Cystocentese/Blasenpunktion dar. Da Stress die Blutzuckerwerte und damit die Einstellung negativ beeinflusst raten wir gerade beim diabetischen Patienten zu dieser Form der Uringewinnung.
Die Urinprobe muss bis zur Übergabe an den Tierarzt im Kühlschrank gelagert werden und sollte nicht älter als 24 Stunden sein. Streu oder andere Verunreinigungen müssen unbedingt vermieden werden.
Der Nachteil dieser Methode besteht darin, dass Befunde mit niedrigen Keimzahlen nicht diagnostisch sicher sind. Niedrige Keimzahlen können für eine Infektion im Anfangsstadium sprechen (der Keim ist noch nicht lange vorort und wird sich erst in den nächsten Tagen weiter vermehren), oder aber auf eine Kontamination von außen hinweisen. Bei einer Cystocentese sind auch niedrige Keimzahlen diagnostisch, denn hier kann keine Kontimination von außen erfolgt sein. Werden also nach dem Auffangen des Urins durch den Tierhalter nur wenige Bakterien nachgewiesen, sollte die Untersuchung in ca. einer Woche wiederholt werden - oder es sollte eine Cystocentese zur Kontrolle erfolgen.
Der Urinstatus gehört zu einer adäquaten Urinuntersuchung. Er ist aber nur EIN Bestandteil dieser Untersuchung. Ein aussagekräftiger Befund, ob tatsächlich ein Harnwegsinfekt vorliegt oder nicht, lässt sich hiermit nicht erheben:
Urinteststreifen
Der Urinstatus ist nur ein einzelner, unvollständiger Bestandteil der Urinuntersuchung. Er liefert keine sicherer Aussage, ob eine Infektion mit Bakterien vorliegt und wie diese zu behandeln wäre.
Er dient lediglich dem Zweck den pH-Wert zu ermitteln.
In einem sehr begrenzten Rahmen liefert er zusätzlich die Aussage, ob ein Diabetes vorliegt (Glukose positiv) und ob erhöhte Ketonkörper nachweisbar sind. Beide Werte sind durch Homemonitoring (Messung im Blut) jedoch präziser zu ermitteln. (Siehe hierzu: Kann ich den Blutzucker nicht auch per Urinteststreifen kontrollieren? Wie misst man Ketone?).
Das Gleiche gilt für eine Untersuchung unter dem Mikroskop, welche keinesfalls allein als Diagnostik für einen Harnwegsinfekt ausreicht. Keime können hier nur erkannt werden, wenn sie exakt angefärbt und in größeren Mengen vorhanden sind. Auch hier erhält der Tierarzt keine Information darüber, welche Bakterienart vorliegt und welches Antibiotikum im speziellen Fall wirksam und für eine Therapie anzuraten wäre.
Das Harnsediment zeigt vielmehr, ob z.B. Erythrozyten (bei Blutungen) oder Kristalle vorliegen. Es gibt somit nur einen groben Hinweis auf eine eventuell ebenfalls vorliegende bakteriologische Infektion - ohne diese sicher bestimmen oder ausschließen zu können. Es ist somit ebenfalls nur ein einzelner, allein nicht diagnostischer Bestandteil einer adäquaten Harndiagnostik.
Petrischalen mit verschiedenen Nährböden, auf denen Urin ausgestrichen und die Bakterien nachgewiesen und identifiziert werden können.
Für eine bakteriologische Untersuchung wird Urin in einer Petrischale auf Nährboden ausgestrichen und über Nacht im Wärmeschrank bebrütet. Sollten Bakterienkolonien wachsen, müssen diese im nächsten Arbeitsschritt identifiziert (Arten) und quantifiziert (Menge) werden, was wiederum das Ausstreichen auf spezielle Nährböden und eine Nacht im Brutschrank erforderlich macht.
Der letzte Arbeitsschritt beinhaltet das Antibiogramm (siehe nächster Absatz). Dabei werden verschiedene Antibiotika in Kontakt mit dem identifizierten Keim gebracht, so dass am Ende klar definiert ist, welche Antibiotika am besten wirken. Das Antibiogramm erfordert erneut eine „Ãœbernachtung“ im Brutschrank. Eine adäquate bakteriologische Untersuchung dauert deshalb immer mehrere Tage. Sollten Sie also das Ergebnis noch am gleichen Tage erhalten, dürfen Sie sicher sein, dass die Untersuchung unzureichend war.
Für eine sichere Diagnose sollte der Urin immer bakteriologisch untersucht werden. Wir empfehlen dringend diese Untersuchung vollständig in einem geeigneten Labor (empfehlenswert sind nach unserer Meinung z.B. Laboklin oder Idexx) in Auftrag zu geben. Die Qualität der Untersuchung hat hier oberste Priorität! Sie sollte nur von Spezialisten (ausgebildeten Laboranten) durchgeführt werden, denen sowohl das nötige Equipment, wie auch das nötige Know-how zur Verfügung steht. Unvollständige Ergebnisse oder Therapien auf bloße Vermutungen hin, können jede Insulineinstellung langfristig vereiteln.
Beim Antibiogramm werden die in der Probe identifizierten Bakterien mit verschiedenen Antibiotika in Berührung gebracht. Das geschieht mittels kleiner mit dem jeweiligen Wirkstoff getränkten Papierblättchen, die auf die Bakterienkolonien in der Petrischale gelegt werden.
Hier als Beispiel ein Antibiogramm, wie es Tierärzte vom Labor erhalten:
Das hier gezeigte Antibiogramm zeigt einen Bakterienstamm, bei welchem schon vielen Resistenzen vorliegen. Bei derart "multiresistente" Stämmen, welche gar nicht so selten auftreten, wäre eine "Blind-Behandlung" ohne Antibiogramm kaum erfolgreich. Die Wahrscheinlichkeit ein unwirksames Antibiotikum auszuwählen, ist sehr groß. Deshalb ist es so wichtig, eine korrekte Harndiagnostik mit Antibiogramm durchzuführen!
Wichtig: Sollte bei einem multiresistenten Bakterienstamm lt. Antibiogramm kein geeigneter Wirkstoff mehr zur Verfügung stehen, ist es möglich beim Labor ein sogenanntes "erweitertes Antibiogramm" zu ordern. Bei diesem werden Wirkstoffe aus der Humanmedizin getestet, so dass trotzdem doch noch Hilfe möglich ist!
Bei Infektionen mit mehreren Bakterienspezies (z.B. E-Coli und Enterokokken), muss ein Antibiotikum ausgewählt werden, auf das alle Spezies sensibel reagiert haben. Steht ein solches nicht mehr zur Verfügung, kann ggfs. ebenfalls ein "erweitertes Antibiogramm" Abhilfe schaffen, wenn ein humanmedizinischer Wirkstoff gegen alle Bakterienarten wirkt. Ansonsten ist es unumgänglich, zwei Antibiotika gleichzeitig zur Therapie einzusetzen. Allerdings sind Antibiotika nicht frei kombinierbar. Nur bestimmte Stoffe dürfen zusammen verabreicht werden (Siehe: Sind Depot-Antibiotika mit wochenlanger Wirkung sinnvoll?).
Fazit: Ohne Antibiogramm ist eine gezielte Therapie nicht möglich!
Folgende Punkte müssen auf dem Laborformular vom Tierarzt angekreuzt werden:
- Harnstatus
- Harnsediment
- Bakteriologische Untersuchung
- Antibiogramm (wird nur erstellt, wenn Bakterien nachgewiesen wurden)
Um verlässliche Ergebnisse zu erhalten, empfehlen wir diese Untersuchungen ausschließlich im externen Labor durchführen zu lassen. Bewährt haben sich in unserer Praxis zum Beispiel "Laboklin" und "IDEXX".
Zuerst gilt es zu unterscheiden, ob der Patient symptomlos ist oder bereits Probleme (z.B. Schwierigkeiten beim Absetzen des Harns, Blut im Urin etc.) durch den Harnwegsinfekt bestehen.
Das lt. Antibiogramm ausgewählte Antibiotikum sollte bei Harnwegsinfekten für mindestens zwei Wochen verabreicht werden. Eine kürzere Einnahmezeit ist beim diabetischen Patienten nicht ratsam.
Unbedingt vermieden werden sollte das nur einmalig zu verabreichende, langwirksame Präparat Convenia.
Eine Therapie mit Hausmitteln (z.B. Preiselbeeren) oder pseudo-wissenschaftlichen Methoden (z.B. Homöopathie) sind insbesondere beim Diabetiker abzulehnen. Denn aufgrund des zuckerhaltigen Urins, der den Bakterien als Nährstoff dient, kommt es sogar trotz adäquater Behandlung mit Antibiotika häufig zu Rezidiven, welche die Einstellung erheblich verzögern können.
Bleibt eine Cystitis unentdeckt oder wird unsachgemäß behandelt, können die Bakterien über die Harnleiter bis in die Nieren aufsteigen. Pyelonephritiden bis zur oft tödlich verlaufenden Akuten Niereninsuffizienz können die Folge sein.
Um den Behandlungserfolg zu kontrollieren und Rezidiven vorzubeugen, gehen wir in unserer Praxis folgendermaßen vor:
Das nach Antibiogram wirksame Antibiotikum wird für zwei Wochen verschrieben. Bereits nach fünf bis sieben Tagen Therapiedauer sollte - noch unter Antibiotikumtherapie - eine erneute Harnprobe ans Labor gesendet werden. Das Labor wird die Antibiotikumrückstände feststellen und einen "positiven Hemmstoffnachweis" vermerken. Haben sich inzwischen neue, gegen das momentan verabreichte Antibiotikum resistente Bakterien angesiedelt, werden diese trotzdem nachgewiesen. Ist der neue Befund eingetroffen, kann nun ohne Therapiepause das inzwischen unwirksame Antibiotikum gegen ein wirksames ausgetauscht werden. Auch hier sollte wieder für zwei Wochen behandelt werden und bereits nach ca. einer Woche die nächste Urinprobe untersucht werden.
Bei Diabetikern können Blaseninfektionen sehr hartnäckig sein und mehrere aufeinanderfolgende Antibiotika-Wechsel nötig machen.
Leider ja, und das nicht einmal selten. Es gibt dafür verschiedene Gründe:
Wichtig: Es kommt bei einer Resistenz also nicht darauf an, ob der Patient schon einmal mit dem entsprechenden Antibiotikum behandelt wurde, sondern die Resistenzlage richtet sich allein danach, ob der betreffende Bakterienstamm schon einmal mit dem jeweiligen Wirkstoff in Berührung kam! Deshalb ist es auch für bisher unbehandelte Patienten möglich, sich mit einem multiresistenten Keim zu infizieren, so dass nur wenig Therapieoptionen zur Verfügung stehen.
Die einzige Möglichkeit, Resistenzen bestmöglich zu verhindern, ist die gewissenhafte Einnahme von Antibiotika. Das bedeutet:
Viele Tierhalter haben - berechtigterweise - Angst, Antibiotika über einen längeren Zeitraum zu verabreichen. Natürlich sollten Antibiotika immer nur streng nach Indikation und so kurz wie möglich eingesetzt werden. Da es aber gerade beim diabetischen Patienten keine andere Möglichkeit gibt, wiederkehrende Harnwegsinfekte zu kurieren, muss die Antibiotikatherapie so lange fortgesetzt werden, bis der Harnwegsinfekt austherapiert ist, nicht selten über mehrere Wochen. Die Nachteile der Medikamentengabe (z.B. leichter Durchfall), muss hier mit dem Nutzen der Therapie (bessere Einstellbarkeit, keine Gefahr von lebensgefährlichen Niereninfektionen) abgewogen werden.
Das in der Tiermedizin für Katzen bisher einzig zugelassene lang wirksame Antibiotikum ist Convenia, Wirkstoff Cefovecin. Wie der Name schon verrät, ist Convenia (Name in Anlehnung an das englische "convenience", also "Bequemlichkeit, Einfachheit, Komfort") für die Tierhalter sehr bequem. Nur eine einzige Spritze und der Patient ist für ca. zwei Wochen ausreichend mit Antibiotikum versorgt. Keine lästigen Tabletteneingaben, kein Vergessenkönnen... ein scheinbar großer Vorteil für den Tierhalter, der für den Patienten jedoch mit Nachteilen behaftet ist.
Trotzdem wird Convenia inzwischen flächendeckend in der Tiermedizin genutzt. Dabei spielt neben der bequemen Handhabung sicher auch die finanzielle Komponente eine Rolle. Denn Convenia wird als Trockensubstanz geliefert. Diese muss vom Tierarzt erst zu einer gebrauchsfertigen Lösung angemischt werden und ist danach nur noch 28 Tage haltbar. Da Convenia relativ teuer ist, sollte es aus wirtschaftlichen Gründen innerhalb dieser Frist auch aufgebraucht werden.
Auch wenn gerade bei Convenia die Verlockung groß ist, durch "bequeme" Verschreibungen, zugunsten der einfachen Handhabung und wirtschaftlicher Interessen jede Logik und die Antibiotika-Leitlinie zu ignorieren, empfehlen wir unseren Kunden in jedem Falle ein kurz wirksames, "unbequemeren" Antibiotikum. Man gewinnt damit die Sicherheit, flexibel und zeitnah auf alle Eventualitäten im Verlauf der Erkrankung reagieren zu können.
Kurz wirksame Cephalosporine werden in der Humanmedizin gerne eingesetzt. Man sollte sich deshalb auch die Frage stellen, warum Convenia - trotz der angeblichen Vorteile - in der Humanmedizin keine Anwendung findet. Für Kinder wäre es durchaus bequem und auch Erwachsene vergessen nicht selten die Medikamenteneinnahme... Last but not least sind Medikamentenhersteller i.d.R. an einer humanmedizinischen Zulassung viel mehr interessiert, als an einer tiermedizinischen. Denn die Dosis für einen Menschen ist naturgemäß viel höher, als die einer Katze - was sich auch am Gewinn des Herstellers widerspiegelt..
Achtung: Convenia darf nicht an Tiere mit eingeschränkter Nierenfunktion und nicht in Kombination mit bestimmten Schmerzmitteln oder Entzündungshemmern (Nichtsteroidalen Antiphlogistika, NSAIDs), wie z.B. Metacam, Rimadyl, Onsior oder Tolfedine etc. verabreicht werden. Bitte achten Sie als Tierhalter darauf besonders! Immer wieder beraten wir Patienten in unserer Diabetessprechstunde, bei denen Convenia und ein Nichtsteriodales Antiphlogistikum zur gleichen Zeit zum Einsatz kamen.
Zitat von http://www.vetpharm.uzh.ch/reloader.htm?tak/05000000/00058068.01?inhalt_c.htm
Indikationen
Nur für folgende Infektionen, die eine längere Behandlung erfordern. Die antimikrobielle Wirkungsdauer von Convenia nach einmaliger Injektion beträgt bis zu 14 Tage.
[Hund:...]
Katze:
Zur Behandlung von Wundinfektionen und Abszessen der Haut hervorgerufen durch Pasteurella multocida, Fusobacterium-spp., Bacteroides-spp., Prevotella oralis, ß-haemolytische Streptokokken und/oder Staphylococcus intermedius.
Zur Behandlung von Harnwegsinfektionen hervorgerufen durch Escherichia coli.
[...]
Um einer Resistenzentwicklung entgegen zu wirken sollen Cephalosporine der dritten Generation nur zur Behandlung von Infektionen eingesetzt werden, die auf andere Klassen antimikrobiell wirksamer Substanzen oder auf Cephalosporine der ersten Generation schlecht ansprechen. [...]
Wegen der Gefahr einer Akkumulation des Wirkstoffs wird vom Einsatz bei niereninsuffizienten Tieren abgeraten. [...]
Wenn eine allergische Reaktion auftritt, ist die Gabe von Cefovecin einzustellen und eine geeignete Therapie gegen die allergische Reaktion einzuleiten. Schwerwiegende akute Überempfindlichkeitsreaktionen können je nach klinischem Bild eine Behandlung mit Adrenalin oder andere Notfallmaßnahmen erforderlich machen, beispielsweise die Gabe von Sauerstoff, Volumentherapie, Gabe von intravenösen Antihistaminika oder Kortikosteroiden oder das Freihalten der Atemwege. Der behandelnde Tierarzt sollte bedenken, dass die allergischen Symptome nach Beendigung der symptomatischen Therapie wieder aufflammen können.
Vor allem der letzte Satz ist hier von Bedeutung. Ca. zwei Wochen lang, können die Unverträglichkeitsreaktionen immer wieder auftauchen, wenn die symptomatische Therapie beendet wird bzw. die angewandten Mittel ihre Wirksamkeit verlieren. Das ist besonders dann von Bedeutung, wenn ein Patient beim Tierarzt behandelt wurde, die Symptome - vorerst - verschwinden und die Katze wieder mit nach Hause gegeben wird.
Auch Harnsteine (Urolithiasis) gehören zum Symptomkomplex der FLUTD (feline lower urinary tract disease). Häufig treten sie in Kombination mit einer Cystitis auf.
Meist werden Struvit-Kristalle und Kalziumoxalate nachgewiesen.
Gerade bei männlichen Katzen, deren Harnröhre sehr lang und eng ist, können Harnsteine zur lebensbedrohlichen Komplikationen durch zur Verlegung der Harnröhre führen. Ist kein Urinabsatz mehr möglich, handelt es sich stets um einen Notfall! Aber auch weibliche Katzen können betroffen sein. Zum Glück ist diese schwerwiegende Komplikation bei Nassfutterfütterung - wie für feline Diabetiker hier ausschließlich empfohlen - eher selten.
Therapie Struvitkristalle: Ansäuerung des pH-Wertes mittels Futter oder ansäurender Pasten. Da Futter und Pasten in der Regel sehr viel Zucker (Malz) enthalten, haben sich beim Diabetiker ansäurende Tabletten bewährt, z.B. Methazid oder Guardacid). Zwar enthalten auch diese Zucker, aber aufgrund der geringen Menge (kleine Tabletten) sind sie für Diabetiker besser geeignet als andere Produkte.
Bitte verzichten Sie auf ansäuernde Futtermittel, die aufgrund des sehr hohen NfE-Wertes (sehr kohlenhydratreich) für diabetische Patienten NICHT geeignet sind. Zudem können Sie Ihrer Katze beim Einsatz von Tabletten, auch weiterhin eine abwechslungsreiche Kost bieten. Niemand möchte lebenslang nur noch ein und das gleiche Fertiggericht zu sich nehmen - auch Ihre Katze nicht.
Struvitkristalle sind normalerweise weniger hartnäckig als Kalziumoxalate. Der pH-Wert des Urins sollte unter Ansäuerung kontinuierlich (ca. alle vier bis sechs Wochen) überwacht werden. Denn eine Übersäuerung des Urins kann zur Bildung von Kalziumoxalat-Kristallen führen.Therapie Kalziumoxalate: Kalziumoxalate werden mittels einer kalziumarmen Diät behandelt (Spezialfutter), welches sich leider durch einen für Diabetiker zu hohen NfE-Wert auszeichnet. Das Insulin muss deshalb dementsprechend angepasst werden. Leider lasen die Ergebnisse häufig trotzdem zu wünschen übrig.
Bei Struvitkristallen sollte man immer ansäuern - am besten mit Tabletten.
Sind neben den Kaziumoxalat-Kristallen auch Bakterien nachgewiesen worden, genügt es in vielen Fällen diese erfolgreich zu therapieren (Antibiotikum). Die Kristalle verschwinden häufig zusammen mit der Infektion - bei Kalziumoxalaten auch ohne Spezialfutter. Das gilt besonders, wenn die Kristalle nur in geringen Mengen nachgewiesen werden konnten.
Letzte Änderung 20.05.2022